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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Nun, sehen Sie, es gibt im wesentlichen folgendes, was die Sprache<br />

kann und können soll. Das erste ist, wenn wir, ich möchte sagen,<br />

von dem Äußerlichsten ausgehen, daß die Sprache wirksam ist.<br />

Natürlich, wir sprechen nicht in der Regel dazu, daß wir nur den<br />

Mund aufmachen und einen Laut durch ihn schießen lassen, sondern<br />

wir sprechen dazu, daß die Sprache wirksam sei. Also erstens:<br />

wirksam.<br />

Wirksam sein kann die Sprache zunächst; aber wenn wir auch niemals<br />

bloß sprechen, um den Mund aufzumachen und einen Laut durch<br />

ihn schießen zu lassen, so ist es doch wiederum so, daß im Laute, im<br />

Worte und im Satze dasjenige sich offenbaren kann, was auf die inneren<br />

Seelenvorgänge hinweist, die sich offenbaren wollen durch die<br />

Sprache. Das ist dasjenige, was ich nennen möchte das Bedächtige.<br />

Die Sprache kann außer dem, daß sie wirksam ist, bedächtig sein.<br />

1. Wirksam<br />

2. Bedächtig<br />

Wirksamkeit der Sprache zu studieren, ist heute leicht. Man braucht<br />

nur in eine politische oder sonstige Versammlung zu gehen, in irgendeinen<br />

Reformverein, da wird instinktiv mit der Wirksamkeit der<br />

Sprache gearbeitet. Bedächtigkeit der Sprache ist heute etwas, was<br />

sich schwer studieren läßt, denn die meisten Menschen reden heute,<br />

um zu reden, nicht um Gedanken auszudrücken; nun ja, weil es konventionell<br />

schicklich ist selbstverständlich: man muß reden, nicht<br />

wahr. Und so hat man vielem Reden gegenüber das Gefühl, es wird<br />

geredet, um zu reden. Man wird auch dazu sogar erzogen. Aber ein<br />

Wesentliches in der Sprachgestaltung ist doch auch, daß sie bedächtig<br />

sein kann, beziehungsweise das Bedächtige offenbaren kann.<br />

Ein weiteres in der Sprache ist das, was ich nennen möchte das probierende,<br />

tastende Sich-in-Beziehung-Setzen zur Außenwelt, was zum<br />

Ausdrucke kommt in der Frage, zuweilen auch im Wunsch. Dieses, was<br />

in der Sprache leben kann, die Seele in die Außenwelt zu führen, aber<br />

nicht ganz sicher sein, wie man in diese Außenwelt hineinkommt, das<br />

ist dasjenige, was man nennen könnte das Vorwärtstasten der Sprache<br />

gegen Widerstände. Man kann es schon fühlen, daß so etwas da ist:

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