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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Will man die Sprache so gestalten, daß sie plastisch sein kann auf der<br />

einen Seite und musikalisch auf der anderen Seite, so handelt es sich<br />

zunächst darum, daß man Gebärde in die Sprache bringen kann. Nun<br />

ist in der Sprache selbst die Gebärde zwar angedeutet durch das<br />

Stimmliche, aber als solche verschwunden. Im Dramatischen, oder<br />

höchstens andeutend auch in der übrigen Rede, bringen wir die Gebärde<br />

wieder hervor. Aber es besteht heute eine vollständig chaotische<br />

Unsicherheit mit Bezug auf das Verhältnis des Wortes zur Gebärde.<br />

Das wird uns namentlich auffallen, wenn wir von der Sprachgestaltung<br />

übergehen zur eigentlichen Bühnenkunst.<br />

Um das zu durchdringen, bitte ich Sie, sich zu erinnern, daß ich<br />

gestern am Ende der Stunde vorgebracht habe, wie innerlich begründet<br />

die fünf gymnastischen Tätigkeiten der Griechen waren, indem<br />

sie tatsächlich aus der Beziehung des Menschen zum Kosmos folgten:<br />

Laufen, Springen, Ringen, Diskuswerfen, Speerwerfen.<br />

Der Mensch bildet sozusagen aus seinem Verhältnis zum Kosmos<br />

heraus immer ein anderes Gebärdenverhältnis, wobei in der Gebärde<br />

zugleich das Dynamische, die menschliche Kraft liegt. Wir werden<br />

sehen, daß die wesentlichsten mimischen Bewegungen der Bühne Abschattungen<br />

desjenigen sind, was in dieser Weise in den fünf Tätigkeiten<br />

in der Gymnastik der Griechen zutage trat. Und wir werden<br />

dadurch, daß wir die Abschwächungen, Abschattungen dieser fünf<br />

Tätigkeiten studieren werden, dasjenige gewinnen, was in der Bühnenkunst<br />

dem Worte durch die faktische Gebärde zu Hilfe kommen muß.<br />

In Wahrheit gibt es eigentlich auf der Bühne keine berechtigte Gebärde,<br />

die nicht eine Abschwächung dieser fünf Tätigkeiten des griechischen<br />

gymnastischen Stiles ist. Aber das ist der andere Pol.<br />

Der eine Pol ist der der Sprachgestaltung selber. Spricht man von<br />

Gestaltung, so wird man schon auf das Plastische verwiesen. Aber<br />

die eigentliche sichtbare Gestalt ist ja in dem Worte verschwunden.<br />

Instinktiv muß sie aber doch darinnen sein. Und so müssen wir zunächst<br />

die Sache beim anderen Pol, bei dem Worte anfassen. Wir<br />

müssen uns zunächst fragen: Was alles kann denn die Sprache, und<br />

was soll sie, ins Künstlerische erhoben, in der Sprachgestaltung<br />

können?

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