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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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durchaus notwendig sein, irgendeinen Dialog, der auf der Bühne auftritt,<br />

wirklich in konversationsmäßigem Sinne zu gestalten.<br />

Nun handelt es sich darum, daß innerhalb der Sprache selbst, wenn<br />

man sie richtig betrachtet, die Notwendigkeit der Gestaltung wiederum<br />

hervorgeht. Denn bedenken Sie, wir haben so etwa zweiunddreißig<br />

Laute. Denken Sie, wenn Sie Goethes «Faust» in die Hand nehmen,<br />

und wenn einer gerade so weit wäre, die Laute zu kennen, aber noch<br />

nicht die Laute verbinden zu können, so würde der ganze «Faust» aus<br />

zweiunddreißig Lauten bestehen. Es ist nämlich gar nichts anderes<br />

darinnen im ganzen «Faust» als diese zweiunddreißig Laute, und doch<br />

werden sie in ihrer Kombination zum Goetheschen «Faust».<br />

Daraus folgt sehr vieles. Wir haben nun einmal etwa diese zweiunddreißig<br />

Laute. Aber alles dasjenige, was den ganz unermeßlichen<br />

Reichtum des Sprachlichen hervorruft, besteht in der Gestaltung von<br />

Laut auf Laut. Das wird aber auch schon innerhalb des Lautsystems<br />

selbst gestaltet. So denken Sie sich zum Beispiel, wir sprechen einfach<br />

den Laut a. Was ist er? Der Laut a löst sich aus der Seele ursprünglich<br />

heraus, wenn diese Seele in Bewunderung erfließt. Bewunderung,<br />

Erstaunen vor etwas, über etwas, sondert aus der Seele<br />

den #-Laut los. Jedes Wort, in dem der ö-Laut steht, ist dadurch entstanden,<br />

daß der Mensch die Verwunderung an der Sache hat ausdrücken<br />

wollen. Und Sie werden niemals ganz fehlen und ganz dilettantisch<br />

gehen, wenn Sie ein beliebiges Wort nehmen, zum Beispiel<br />

Band = ein a ist darinnen. Irgendwie geht das darauf zurück, daß der<br />

Mensch über etwas, was im Bande sich darstellt, verwundert war und<br />

daher den ö-Laut hineinbrachte.<br />

Daß es in einer anderen Sprache anders heißt, macht nichts aus; da<br />

hat man sich eben anders zu der Sache gestellt. Und wenn der Mensch<br />

über etwas ganz besonders verwundert ist und noch etwas versteht,<br />

darüber verwundert zu sein, wie das bei der Bildung der Sprachen<br />

der Fall war, dann drückt er das ganz besonders durch den a-Laut<br />

aus. Man muß nur verstehen, Verwunderung an der richtigen Stelle<br />

zu haben. Man kann verwundert sein über den üppigen Haarwuchs, den<br />

irgendein menschliches Wesen an sich trägt. Man kann verwundert sein<br />

über den Kahlkopf, dem die Haare wieder ausgefallen sind. Man kann

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