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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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wird gerade die Epik möglich. Sie hat es nicht nur mit dem menschlichen<br />

Inneren zu tun, sondern mit diesem menschlichen Inneren und<br />

mit einem gedachten Äußeren. Denn dasjenige, wovon der Epiker<br />

erzählt, ist nicht da, sondern es wird nur gedacht. Es gehört der Vergangenheit<br />

an, oder es wird überhaupt von einer Sache nur erzählt,<br />

wenn sie nicht da ist, sonst ist keine Veranlassung, daß von einer<br />

Sache erzählt wird. Der Epiker also hat es mit dem Menschen und der<br />

gedachten Sache zu tun.<br />

Der Dramatiker hat es mit dem wirklichen Objekte zu tun. Derjenige,<br />

an den er sich wendet, steht vor ihm. Das gibt auch die Unterschiede,<br />

die wir strenge beachten müssen. Es wird gefühlt werden<br />

müssen dasjenige, was ich schon, wenn ich von verschiedenen Gesichtspunkten<br />

aus da oder dort eine Anregung gegeben habe, nach<br />

einer gewissen Terminologie suchend, auch schon gesagt habe; es<br />

wird das tatsächlich genau durchfühlt werden müssen. So wird man<br />

durchfühlen müssen: lyrisch sprechen bedeutet, aus dem menschlichen<br />

Inneren heraus sprechen. Das Innere offenbart sich selbst. Wenn<br />

sein Inneres sich von ihm losringen will, wenn das Innere von irgend<br />

etwas so stark impulsiert ist, daß es aus sich heraus muß - und das ist<br />

bei der Lyrik der Fall -, dann geht das bloße Fühlen in das Rufen,<br />

clamare über, und dann entsteht, wenn es sich um das Sprechen<br />

handelt, die Deklamation. So daß ein Teil der Sprechkunst die Deklamation<br />

ist, die vorzugsweise auf das Lyrische hinzugehen hat.<br />

Natürlich ist aber das Lyrische wieder enthalten in jeder Form der<br />

Dichtung, daher handelt es sich darum, daß in gewissen Stellen auch<br />

beim Epiker, auch beim Dramatiker der Übergang ins Lyrische notwendig<br />

ist. Bei dem Epiker handelt es sich darum, daß er ein gedachtes<br />

Objekt hat, das er durch seine eigene sprachliche Zauberkunst<br />

zitiert und immer wiederum zitiert. Der Epiker rezitiert vorzugsweise.<br />

Der Lyriker drückt sich aus, offenbart sich, ist ein Deklamator.<br />

Derjenige, der sein Objekt zitiert, durch die Zauberkunst der Sprache<br />

es gegenwärtig macht vor dem Publikum, der ist ein Rezitator. Weiterzugehen<br />

habe ich ja erst da Veranlassung, wo eine vollständige<br />

Entwickelung der Sache gegeben werden soll.<br />

Derjenige, der dann nicht nur sein gedachtes Objekt vor sich hat,

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