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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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sich fragt: Wie war es denn eigentlich in der menschlichen Ursprache,<br />

in der Sprache, wie sie zuerst unter die Menschheit getreten ist?<br />

Diese Sprache war eigentlich etwas Wunderbares. Abgesehen davon,<br />

daß der Mensch von vornherein veranlaßt sich gesehen hat, im<br />

Rhythmus, im Takt zu sprechen, sogar in Assonanz und Alliteration<br />

zu sprechen, abgesehen davon war es in dieser Ursprache so, daß der<br />

Mensch in der Sprache fühlte und in der Sprache dachte. Das Gefühlsleben<br />

der Urmenschheit war so, daß man nicht solche abstrakten Gefühle<br />

hatte wie heute, sondern daß in dem Augenblick, wo man ein<br />

Gefühl hatte, und sei es auch das intimste Gefühl, man sogleich zu<br />

irgendeiner Sprachgestaltung kam. Man konnte in alten Zeiten nicht<br />

zärtliche Gefühle, sagen wir, für ein Kind entwickeln, ohne diese zärtlichen<br />

Gefühle durch den eigenen seelischen Impetus in der Sprache<br />

zu gestalten. Es würde keinen Sinn gehabt haben, von einem Kinde<br />

bloß zu sagen: Ich Hebe das Kind zärtlich -, sondern es hätte vielleicht<br />

einen Sinn gehabt, wenn man gesagt hätte: Ich liebe das Kind so eiei-ei.<br />

- Es war immer das Bedürfnis, das ganze Gefühl zu durchdringen<br />

mit Sprachgestaltung.<br />

Ebensowenig hatte man in alten Zeiten abstrakte Gedanken, wie<br />

wir sie heute haben. Abstrakte Gedanken ohne Sprache gab es in alten<br />

Zeiten nicht, sondern, wenn der Mensch etwas dachte, wurde es in<br />

ihm zum Worte und zum Satze. Er sprach innerlich. Daher ist es<br />

selbstverständlich, daß man im Beginne des Johannes-Evangeliums<br />

nicht sagte: Im Urbeginne war der Gedanke -, sondern: Im Urbeginne<br />

war das Wort - das Verbum. - Das Wort, weil man innerlich<br />

redete, und nicht abstrakt dachte wie heute. Man redete innerlich. Und<br />

es war die Ursprache so, daß sie Gefühle und Gedanken enthielt. Sie<br />

war gewissermaßen das Schatzkästlein in der menschlichen Wesenheit<br />

für Gefühl und Gedanke.<br />

Nun ist der Gedanke mehr in das Ich hinaufgerutscht, die Sprache<br />

im astralischen Leib verblieben, und das Gefühl in den Ätherleib hinuntergerutscht,<br />

so daß wir sagen können (siehe Schema Seite 67):<br />

Mensch, innerlich; nach außen, wo das Ich mehr beteiligt ist; nach<br />

innen, noch mehr verinnerücht, wo der Ätherleib beteiligt ist, also<br />

wo es ganz in das Innere hineingeht.

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