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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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herrschen lernen. Das hat man auch allmählich gefühlt in der neueren<br />

Zeit. Daher sind die verschiedenen Methoden nicht nur für das Singen,<br />

sondern auch für das Rezitieren, Deklamieren und so weiter aufgetreten.<br />

Aber dabei verfährt man zumeist in einer eigentümlichen Weise.<br />

Man verfährt so, wie man etwa verfahren würde, wenn man, sagen<br />

wir, jemandem das Pflügen lehren wollte und keine Rücksicht darauf<br />

nehmen würde, wie der Pflug ausschaut, wie der Acker ausschaut,<br />

auf dem man pflügt, was durch das Pflügen erreicht werden soll, sondern<br />

fragen würde: Ja, da ist der menschliche Oberarm, der menschliche<br />

Unterarm; welchen Winkel soll naturgemäß - dieses Wort gebraucht<br />

man ja sehr häufig - Ober- und Unterarm haben? Wie soll<br />

sich der Unterschenkel bewegen, wenn sich Ober- und Unterarm in<br />

einem bestimmten Winkel bewegen, einstellen ? Und so weiter. - Wie<br />

wenn man gar nicht Rücksicht darauf nehmen würde, was der Pflug<br />

auf dem Felde erreichen soll, und bloß fragen würde, welche Methode<br />

bringt den Menschen in eine bestimmte Form von Bewegungen. -<br />

So sind diese Methoden für das Sprechen eingerichtet. Sie werden<br />

mit Ausschluß des objektiven Bestandes der Sprache gepflogen. Pflügen<br />

lehrt man einen Menschen dadurch, daß man vor allen Dingen<br />

den Pflug zu behandeln weiß, daß man weiß, wie richtig gepflügt<br />

wird, und daß man dann achtgibt, daß der Mensch das nicht falsch<br />

macht. Und so handelt es sich auch bei der Sprachgestaltung darum,<br />

daß alle diese heute in der dilettantischesten Weise aufgestellten<br />

Methoden, weil sie das nicht berücksichtigen, was ich gesagt habe,<br />

daß diese Methoden von Atemtechnik, Zwerchfelltechnik, Nasenresonanz<br />

und so weiter, alle so unterrichten, als ob die Sprache eigentlich<br />

gar nicht da wäre, daß sie nicht ausgehen von der Sprache, sondern<br />

im Grunde genommen von der Anatomie. Dasjenige, um was es<br />

sich handelt, ist, daß man vor allen Dingen den Organismus der Sprache<br />

selber kennenlernt. Der Organismus der Sprache ist im Laufe der<br />

Menschheitsentwickelung aus dem Menschen heraus gekommen. Daher<br />

wird er im wesentlichen, wenn er richtig erfaßt wird, der menschlichen<br />

Organisation nicht widersprechen, und wo er ihr widerspricht,<br />

muß es in den Einzelheiten gefunden werden, kann nicht eine Korrektur<br />

erfahren durch Methoden, die eigentlich mit der Sprache im

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