28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

von innerer Musikalität getragen, in farbigem Bilderzauber und plastischer<br />

Formung.<br />

Betrachten wir die Sprache nur als ein Mittel zur Verständigung,<br />

als die Hülle eines intellektualistischen Inhalts, so töten wir sie künstlerisch.<br />

Glied für Glied töten wir sie, indem wir sie bloß unserem<br />

Verstände anpassen, statt unsern Verstand von ihr durchleuchten zu<br />

lassen. Grau in grau verläuft dann das Leben ihrer Laute, statt in<br />

demantner Strahlenbrechung vielfarbig zu erglühen - und ihre Rhythmen,<br />

ihre Melodien, die Plastik ihrer Konturen, das Architektonische<br />

ihrer Strebekräfte, ihr hallender oder sanfter metrischer Schritt, ihre<br />

stolzen Kadenzen, die Linie, die alles dies zusammenhält und löst und<br />

durcheinanderwirbelt - bis die Bewegung zum dionysischen Tanze<br />

anschwillt, oder im apollinischen Reigen klar und hell dahingleitet...<br />

tote Welten dies für die meisten unserer Zeitgenossen; Leben und<br />

Reichtum für diejenigen, die den Schlüssel zu den Quellen haben.<br />

Einen Schlüssel will dieses Buch geben. Wird man den König Geist<br />

darinnen erkennen, der die schöne Lilie dem Leben zurückgibt? Oder<br />

wird das Spottgesicht des Satyrs den Weg zu ihr versperren? - Doch<br />

auch der Satyr läßt sich bekehren und wetteifert in des Marsyas Gestalt<br />

mit Apollos Leier. Suchen wir denn diese Wege, die dem Griechen<br />

im Blute lagen, ihm diktiert wurden von seinem Bildekräfteleib,<br />

bewußtseinsmäßig wieder auf, erschließen wir sie den Menschen, um<br />

den gehobenen Schatz als Erkenntnisgut und Wiederbelebungsquell<br />

weiter zu reichen.<br />

Und fürchten wir uns nicht vor dem kalten Worte: Bewußtsein.<br />

Es tötet nicht die Kunst. Es vertieft sie, indem es sie zum Ich erhebt,<br />

aus den Banden des maskenhaft Persönlichen löst. Wir brauchen es<br />

ja nur wahrnehmend hinzulenken auf dasjenige, was uns wie mit feurigen<br />

Armen ergreift und aus uns heraushebt. Im Feuer dieses Erlebnisses<br />

geschieht etwas, bildet sich etwas - und verflüchtigt sich wieder.<br />

Sollen wir es festhalten, fixieren, zum bleibenden Gut machen, so<br />

müssen wir uns klar werden über das, was da geschieht; wir müssen<br />

es anschauen, dann von uns abtrennen, hinstellen, erkennen. Haben<br />

wir es erkannt, dann gewinnen wir es neu wieder, denn es kommt<br />

uns entgegen als etwas freies, selbständiges, objektiv Gewordenes. Es

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!