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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Uns erstand in Rudolf Steiner der Retter, der uns des Wortes Heilesmacht<br />

und Zauberwkkung zurückgibt, und unsere Wunden mit der<br />

Sonnenpfeil-Erstrahlung, mit des Speeres Wurf im Worte schließt.<br />

Wann wird der Tag kommen, der die Empfindung zurückgibt für<br />

des Wortes Heil- und Zauberkräfte, für die Wogen der Geistigkeit,<br />

die sich unter ihm schwellend öffnen? Im Atem leben, den Atem gestalten,<br />

in die Luft hereingestalten mit des Atems Meißel, und das<br />

Erzittern fühlen, das feine Vibrieren der Luft- und Äthersubstanz,<br />

der Obertöne und der Untertöne, der feinsten Intervalle in dem Erklingen<br />

der Umlaute, die geistdurchlässig werden: solch künstlerisches<br />

Schaffen in der subtilsten Materie ist wahrlich eine edlere Arbeit<br />

als das Herausstoßen menschlicher Affekte in tierähnlichen Lauten,<br />

wie es jetzt nur zu oft die Bühne beherrscht. So lange aber nicht unterschieden<br />

werden kann zwischen Geistigkeit und hohlem Pathos, ist<br />

der Weg zur Rettung der Kunst und des Besten im Menschen durch<br />

das Wort nicht erschlossen. Ins Bewußtsein müssen gehoben werden<br />

die Imponderabilien, um die es sich hier handelt. Der Deutsche hat<br />

keinen andern Weg, seine Weltenaufgabe zu erfüllen, als ins Ich-Bewußtsein<br />

zu heben dasjenige, was andere Völker instinktiv tun konnten,<br />

auch innerhalb der Kunst. Als die deutschen Schauspieler den<br />

von der Tradition getragenen vornehmen Stil der Franzosen kopierten,<br />

wurden sie allmählich pathetisch und hohl. Als sie sich mit dem<br />

Naturalismus der heutigen Zeit verbanden, geschah es ihnen, daß sie<br />

durch ihre Gründlichkeit darin allmählich untermenschlich wurden:<br />

erst Tier, dann Grammophon. Durch die Bewußtseinsdurchleuchtung<br />

ersteht uns Erkenntnis der der Sprache zugrunde liegenden, noch<br />

nicht offenbar gewordenen Gesetze, die Fähigkeit sie zu handhaben,<br />

somit - bei genügender künstlerischer Begabung - die Möglichkeit,<br />

das Falsche im Pathos zu überwinden und reale Geistigkeit erstehen<br />

zu lassen. Reale Wahrheit - und nicht Kopie des Zufälligen, dem<br />

keine Wahrhaftigkeit innewohnt; Wahrheit, die in der Erfassung des<br />

Wesenhaften liegt, das den Unterstrom bilden muß, auf dem das Zufällige<br />

sich nur kräuselt, und das einer künstlerischen Linie entspricht,<br />

die nie abbrechen darf und nie abfallen in ihrer Willenstendenz, in<br />

ihrem Bewegungsschwung. Denn Sprache ist fließende Bewegung,

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