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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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um sollte er plötzlich aus heiler Haut heraus zum tiefsinnigen Philosophen<br />

werden! Wie gesagt, ich will nicht eine bestimmte Auffassung<br />

abkritisieren, das liegt mir ganz ferne, sondern ich möchte nur darauf<br />

hinweisen, wie mannigfaltig die Auffassungen sein können, und wie<br />

begründet doch auch eine ganz andere Auffassung des Hamlet sein<br />

kann als diejenige, welche gerade in dem Monolog « Sein oder Nichtsein»<br />

zuviel Bedächtigkeit und Melancholie und dergleichen hineinbringt.<br />

Sie können sich nämlich auch folgendes vorstellen: Hamlet tritt auf,<br />

kommt also von da her, wo man ihn herkommen lassen wird als Regisseur<br />

; während er noch geht, ohne erst lange Gebärden zu machen,<br />

die auf tiefes Nachdenken hinweisen, kommt ihm am Wege einfach<br />

ein Einfall:<br />

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:<br />

Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern<br />

Des wütenden Geschicks erdulden, oder<br />

Sich waffnend gegen eine See von Plagen,<br />

Durch Widerstand sie enden. Sterben - schlafen -<br />

Nichts weiter! - und zu wissen, daß ein Schlaf<br />

Das Herzweh und die tausend Stöße endet,<br />

Die unsers Fleisches Erbteil - 's ist ein Ziel,<br />

Aufs innigste zu wünschen.<br />

Jetzt kommt aber wiederum der Hamlet-Charakter heraus, der Wankende.<br />

Jetzt erst setzt er sich. Das erste spricht er noch ganz eigentlich<br />

aus dem Einfall heraus. Jetzt erst setzt er sich, denn es fällt ihm ein,<br />

daß das Schlafen etwas anderes noch enthält als das Nichts:<br />

Sterben - schlafen -<br />

Schlafen! Vielleicht auch träumen! - Ja, da liegt's:<br />

Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,<br />

Wenn unser sterblich Teil wir abgeschüttelt,<br />

Das zwingt uns still zu stehn. Das ist die Rücksicht,<br />

Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen:<br />

Jetzt wird er wieder innerlich ganz lebhaft, sogar leidenschaftlich,<br />

nicht bedächtig.

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