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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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lieh -, weil er in der Tat kaum je Zeit hatte, über diesem Hören zu<br />

irgendeiner verstandesmäßigen Interpretation zu kommen.<br />

Und da ist es nun wirklich so, daß man jetzt erst, wenn man dieses<br />

hat - dieses innerliche seelische Zuhören -, so richtig gewahr wird,<br />

was es bedeutet, aus dieser Art von Intuition heraus durch den Bühnenkünstler<br />

eine Rolle geschaffen zu sehen.<br />

Das ist tatsächlich etwas, was im Grunde genommen den ganzen<br />

Menschen aus sich herausstellen muß, neben den Akteur hinstellen<br />

muß und wahrnehmbar machen muß für ihn. Und dieser herausgestellte<br />

Mensch hat sich dann in den betreffenden Rollencharakter verwandelt.<br />

Gerade wenn der Schauspieler eine Individualität ist, so werden wir<br />

ihm immer gestatten, wenn ihm das ein wirklicher, realer, innerlich erlebter<br />

Instinkt ist, was ich eben beschrieben habe, daß er seine Rolle<br />

individuell ausgestaltet, wie der Klavierspieler ja schließlich auch individuell<br />

spielt. Und wir werden sehen, wie verständnisvoll das Publikum<br />

dann hinsieht auf die Bühne, wenn m dieser Weise Rollen gespielt<br />

werden, daß sie nicht verstandesmäßig einstudiert sind, nicht durch<br />

sogenannte Vertiefung in den Inhalt, sondern durch vorherige Gestaltung,<br />

so daß man hört durch vorherige Gestaltung dasjenige, was man<br />

dann durch die eigene Person wirklich auf der Bühne zu gestalten hat.<br />

Da gibt es denn auch keine solchen Bestimmtheiten, wie es Professoren<br />

und Philister gerne haben, sondern da gibt es eben die möglichen<br />

verschiedenen Auffassungen, für die man dann seine Gründe<br />

beibringen kann. Aber der Grund, warum man die Auffassung hat,<br />

ist doch dieser, wenn man sie im berechtigten Sinne hat, daß man die<br />

betreffende Gestalt hört.<br />

Sehen Sie, gerade da möchte ich - nicht weil sich das auf die Vorführungen,<br />

die wir gestern anschauen durften, bezieht, es war schon<br />

in dem Programm für den heutigen Vortrag längst darinnen - an<br />

einem Beispiele anschaulich machen, wie sehr die Auffassungen nach<br />

der einen oder nach der anderen Seite hin für einen und denselben<br />

Charakter variieren können, möchte ich zeigen, daß, wenn man eine<br />

mehr intellektuelle Auffassung von Hamlet hat, man ihn so spielen<br />

wird, daß man den melancholischen Grundcharakter stark betont.<br />

Für den wirklichen Seelenkenner läßt sich das schon aus dem Grunde

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