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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Und da, sehen Sie, werden sich die Dinge ergeben, die einem manchmal<br />

so grotesk im Leben zeigen können, wie der Unterschied ist zwischen<br />

einer ideengemäßen Auffassung einer Rolle oder eines dramatischen<br />

Charakters und dieser anschauenden Auffassung. Da habe ich<br />

einmal eine sehr nette Sache mitgemacht, aus der man viel lernen<br />

konnte. Ich habe einmal als einen guten Rezitator in seiner Art und<br />

in der damaligen Zeit, mit all den Fehlern, die dies hatte, den Alexander<br />

Strakosch erwähnt, der wirklich einen großen Einfluß gerade als<br />

Bühnenrezitator hatte. Er war kein guter Regisseur, er war gar kein<br />

Schauspieler; er wirkte in der letzten Zeit, namentlich wenn er als<br />

Schauspieler auftrat, sogar etwas manieriert. Aber er hatte das Zeug,<br />

bis in das Erleben hineingehen zu können in der Sprachgestaltung. Er<br />

war am Wiener Burgtheater tätig. Laube hat ganz gut gewußt, was er<br />

an ihm hatte. Strakosch hat eigentlich im Gehör den Charakter aufbauen<br />

lassen. So kam es einmal vor - das war mir sehr lehrreich -, daß<br />

ich in einer Gesellschaft war, wo Schauspieler waren, diejenigen,<br />

welche gerade den «Hamlet» gespielt hatten, aber vor allen Dingen<br />

Professoren waren. Es war bei einer Shakespeare-Versammlung, wo<br />

viele Professoren waren, die sich gründlich selbstverständlich nun mit<br />

Shakespeare beschäftigt hatten. Und der Strakosch war auch dabei.<br />

Nun wurde da entwickelt, gerade als man von einer «Hamlet»-Aufführung<br />

kam, bei dieser Shakespeare-Versammlung alles, was die gelehrten<br />

Herren zunächst aufbringen konnten an Hamlet-Interpretationen,<br />

an Auffassungen. Sie waren ziemlich verschieden, aber jeder<br />

bewies die unbedingte Gültigkeit seiner Auffassung. Vor allen Dingen<br />

redete jeder ungeheuer lange.<br />

Die Schauspieler schwiegen, insbesondere derjenige, welcher den<br />

Hamlet dargestellt hatte, wollte gar nichts sagen. Er sagte: er hat keine<br />

Auffassung, sondern er hat ihn gespielt. So meinte er.<br />

Nun war es mir doch etwas interessant, bei der Sache noch wenigstens<br />

eine Pointe herauszuholen, und ich sagte zu Strakosch: Nun,<br />

Herr Professor, sagen Sie uns jetzt, wie ist Ihre Auffassung des Hamlet?<br />

- Sehr innerlich! - Das war alles, was er sagte. Er hörte, gestaltete<br />

darnach ganz wunderbar, konnte aber eigentlich nichts darüber sagen,<br />

als: Sehr innerlich -; brachte nichts anderes zustande als: Sehr inner-

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