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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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aus seiner Kehle, aus seinem Munde heraus, er weiß nicht wie, er<br />

redet halt aus dem Munde heraus, weil da der Mechanismus darinnen<br />

ist, der das macht. Daß man über dieses, was nun in Betracht kommt<br />

für die künstlerische Sprachgestaltung, nicht die richtige Empfindung<br />

in der neueren Zeit überhaupt entwickelt, das konnte man auf einem<br />

ganz anderen Gebiete sehen.<br />

Sehen Sie, als ich ganz jung war, so vierundzwanzig, fünfundzwanzig<br />

Jahre, da bot sich mir gerade Gelegenheit, zu beobachten, wie<br />

ungeheuer viele Leute durch damals auftretende Schreiblehrer, die sich<br />

anboten, schön schreiben lernen sollten. Bis dahin legte man keinen<br />

so besonderen Wert, insbesondere im kommerziellen Leben, auf das<br />

Schönschreiben, aber da fing es plötzlich an. Es gab dazumal noch<br />

keine Schreibmaschinen oder so etwas; die Dinge mußten schon selber<br />

geschrieben werden. Es gab so eine Art von Ansteckung nach<br />

Schönschreiberei. Und da lernte man dann diese Methoden kennen,<br />

welche alle darauf ausgingen, den Leuten das Schreiben beizubringen,<br />

auszugehen von irgend etwas, was in den Mechanismus der Hand hineingelegt<br />

wurde. Die Leute sollten die Hand unmittelbar gelenkig machen<br />

und den Arm, denn es entstand überhaupt die Meinung, daß man<br />

aus dem Mechanismus der Hand und des Armes heraus schreibe. Das<br />

tut man ja gar nicht, wovon sich jeder sattsam überzeugen kann, wenn<br />

er sich nur Mühe genug gibt, zwischen seine große Zehe und die<br />

nächstfolgende Zehe einmal einen Bleistift hineinzustecken, um nun<br />

mit dem Fuß zu schreiben; es wird jeder dies zustande bringen. Es<br />

schreibt nicht die Hand, es ist nicht aus dem Mechanismus der Hand<br />

heraus, sondern der Mechanismus der Hand wird vom ganzen Menschen<br />

betrieben. Probieren Sie es, Sie werden es bei einiger Anstrengung<br />

schon zustande bringen.<br />

Das Beste ist dabei, daß, wer sich einmal Mühe gibt, auch mit dem<br />

Fuße zu schreiben, ungeheuer viel für die seelenvolle Erfüllung seines<br />

ganzen Organismus dadurch lernt. Es ist ungeheuer bedeutsam. Es<br />

handelt sich darum, daß dazumal der Unfug bestand, das Schreiben<br />

durch Hand und Arm zu lehren statt durch die Augen. Schreiben<br />

sollte man eigentlich durch die Augen lernen, indem man einen Sinn<br />

entwickelt für die Formen der Buchstaben; die Buchstaben, indem

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