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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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len gestalten; eh gibt der Welle einen Abschluß. Und das / bedeutet<br />

eben nur, daß man auf das hinweisen will, was da gestaltet ist. Man<br />

bekommt allmählich schon das Gefühl, daß in diesem «lieh» etwas<br />

Hegt, was sich sonst anfühlt in dem Worte «gleich», menschengleich,<br />

löwengleich. Da müssen wir noch die Worte gebrauchen, weil wir<br />

noch nicht soweit gekommen sind, das gleich in ein «lieh» zu verwandeln,<br />

denn das «lieh» ist die Metamorphose von «gleich». Löwengleich<br />

würde, wenn das Wort ebenso untergetaucht wäre in den ganzen<br />

Sprachstrom wie andere Worte, wenn man es so gebraucht hätte,<br />

daß man es immerfort und immerfort durch den Gebrauch der Sprache<br />

einverleibt hätte, heute heißen: «löwenlich», und menschengleich<br />

würde heißen «menschenlich», denn in dem «lieh» ist gar nichts anderes<br />

enthalten als der Ausdruck, daß die Bewegung erfaßt wird, die<br />

einem das Gleiche ausdrückt.<br />

Und fühlen Sie einmal das «lieh», indem Sie meinetwillen ein Sammetkissen<br />

streicheln, das heißt, darüberwellen, die Form fühlen und<br />

sich das einverleiben. Dann können Sie sagen: Ich habe in diesem<br />

Fühlen den Charakter eines Menschen erlebt, dem dieses, was ich da<br />

gefühlt habe, gleich ist.<br />

Aber noch weniger fühlt man ja in betrüblich das Trübe, und doch<br />

ist es drinnen so trüb, wie es beim Nebel trüb ist: so wird die Seele.<br />

Diese Anknüpfung an dasjenige, was unmittelbar vorliegt, das ist das,<br />

was einen wiederum in der Auffassung sehr gut vorwärtsleitet, in der<br />

Auffassung des zu Sagenden, zu Sprechenden. Denn sehen Sie, daß<br />

da ein ü darinnen ist, wir können es schon fühlen nach der besonderen<br />

Lautempfindung, die wir angeführt haben in dem Lautkreis. Aber<br />

was bedeutet denn überhaupt der Umlaut?<br />

Der Umlaut bedeutet immer ein Zerstäuben, daß vieles wird aus<br />

einem oder wenigem. Es ist ursprünglich das so, daß man sagt: Bruder.<br />

Während man den als einen vor sich hat, kann man ihn ganz<br />

ordentlich als einen unterscheiden. Sind es mehrere, dann lenkt sich<br />

die Aufmerksamkeit ab von dem einen, und es wird daraus: Brüder.<br />

So hat das ursprüngliche Dialektische: der Wagen, die Wägen. Immer<br />

wenn die Mehrzahl kommt, tritt der Umlaut ein. Es ist ein Versprühen<br />

des Sinnes, wenn der Umlaut eintritt.

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