28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schauerraumes. Das war dasjenige, was einfach im Zuschauerraum,<br />

nachdem es auf das andere folgte, man möchte sagen, tatsächlich die<br />

Herzen fast steif machte in dem Erschauern.<br />

Ein Stuhlumfallen auf der Bühne: man hat das in trockener, trivialer<br />

Prosa vor sich, und unten ist die Illusion - die Gänsehaut.<br />

Ja, sehen Sie, man darf diese Dinge nicht etwa so behandeln, daß<br />

man nun reformierend auftreten will und sagt: Diese Dinge darf man<br />

nicht machen. - Man muß sie natürlich machen und je mehr man sie<br />

machen kann, desto besser ist es. Aber man muß in seinem Herzen<br />

eine um so größere Hingabe an das Geistige haben, damit man erträgt,<br />

was sich einem hinter der Bühne und m den Kulissen vertrivialisiert.<br />

Dazu braucht schon der Schauspieler seine Umwandelung der Empfindungen<br />

bis zum Durchdringen einer religiösen Stimmung gegenüber<br />

der ganzen Kunst. Und so wie man, wenn man eine Ode schreibt,<br />

nicht gerade daran denkt, wenn man in der Ode-Stimmung darinnen<br />

ist, daß die Tinte unangenehm aus der Feder fließt, weil man eben in<br />

der Ode-Stimmung darinnen ist, so muß man, wenn man die Bühne<br />

betritt, instinktiv die Stimmung entwickeln können, welche selbst<br />

beim einfachen Stuhlumschmeißen nicht ein Gefühl davon hat, etwas<br />

anderes als dabei etwas Geistiges zu tun.<br />

Erst wenn man zu dieser Stimmung hinaufkommen kann - und<br />

von dieser Stimmung hängt es ab, ob Schauspielkunst weiter gedeihen<br />

kann oder nicht -, wird die Schauspielkunst durchdrungen sein können<br />

von dem, wovon sie durchdrungen werden könnte. Das aber kann<br />

man nicht durch sentimentale Redensarten erreichen, das kann man<br />

wiederum nur durch Realitäten erreichen. Und Realitäten sind es,<br />

wenn uns die Laute in ihrem geheimnisvollen Raunen zu Göttern werden,<br />

welche die Sprache in uns gestalten. Dieses Grundgefühl brauchen<br />

wir. Dieses Grundgefühl macht schon auch das Künstlerische<br />

aus.<br />

So weit, meine lieben Freunde, muß gegangen werden, daß wir keinen<br />

Augenblick das Bewußtsein verlieren, daß die Illusion im Zuschauerraum<br />

hervorgerufen werden muß durch eine geistig empfundene<br />

Wahrheit in der Seele des Schauspielers und des Regisseurs. Das<br />

braucht man. Das muß aufgenommen werden, trotzdem der Zu-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!