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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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gewußt. Und so war es zum Beispiel in der pythagoreischen Schule<br />

üblich, mit besonders dezidierten Rhythmen die instinktive Entwicklung<br />

des Menschen zu ergreifen und sie erzieherisch zu fördern.<br />

Nehmen Sie an, es fließt ein Versmaß trochäisch oder daktylisch<br />

ab: Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung. - Ja,<br />

sehen Sie, solch einen Rhythmus, mehr ins Rezitativ-Gesangliche<br />

überführt, hat Pythagoras in seiner Schule benützt, um die Leidenschaften<br />

leidenschaftlicher Menschen zu zügeln. Während er ganz gut<br />

gewußt hat, daß ein jambischer Fluß eher die Emotionen in Fluß<br />

bringt. Diese Dinge hat man eben durchaus gewußt, wie man gewußt<br />

hat, daß das Musikalische zurückführt zu den Göttern der Vorzeit,<br />

das Bildnerische zu den Göttern der Zukunft führt, und die Schauspielkunst<br />

steht mitten darinnen als dasjenige, was die Geister der<br />

Gegenwart bannte.<br />

Aber solche Gesinnungen muß man entwickeln. Sie müssen wiederum<br />

unter die Menschheit kommen, damit die Kunst eingetaucht sein<br />

kann in ihr richtiges Element. Und es ist doch eigentlich merkwürdig,<br />

wie das Instinktive da wirkt.<br />

Sehen Sie, als der österreichische Dialektdichter, der Piaristenmönch<br />

Misson, eine Volksdichtung machte, da sieht man aus alledem,<br />

was er sonst getan hat, wenn man seine Biographie kennt, daß er<br />

eigentlich mit einer solchen Dichtung auf das Besänftigende wirken<br />

wollte; daher hat er keinen jambischen Vers gewählt, sondern, trotzdem<br />

er Dialekt schreibt, den Hexameter:<br />

Naaz, iazn loos, töös, was a ta sä, töös sackt ta tai Väda.<br />

Gottsnäm, wails scho soo iis! und probiast tai Glück ö da Waiden.<br />

Muis a da sägn töös, was a da sä, töös las der aa gsäckt sai.<br />

Ih unt tai Muida san alt und tahoam, wöast as ee, schaut nix aussa.<br />

Was ma sih schint und rackert und plackt und äbi ta scheert töös<br />

Tuit ma für d'Kiner, was tuit ma nöd älls,<br />

bald s' nöd aus der Art schläg'n! -<br />

Iis ma aamäl a preßhafts Leut und san schwari Zaiden,<br />

Graifan s' am aa, ma fint töös pai artlinga rechtschaffan Kinern...<br />

und so weiter. Man fühlt darinnen das Besänftigende.

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