28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Lernt man, wenn man übt, zwischen dem Luftlaut r und den Feuerlauten,<br />

welche die Blaselaute sind, diese Übungen zu machen - und<br />

beides muß der Schauspieler lernen, er muß schön und eindringlich<br />

sprechen -, so ist dies der Weg, um wirklich technisch schön und<br />

eindringlich sprechen zu lernen.<br />

Es gibt noch ein anderes, was notwendig ist für den, der in der<br />

Sprachgestaltung vorwärtskommen will. Das ist, er muß die Fähigkeit<br />

bekommen, jede Empfindung aus dem Fremderen in das Intimere<br />

umzusetzen.<br />

Ich will Ihnen das in der folgenden Weise klarmachen. Nehmen<br />

Sie die Empfindungen, die manche von Ihnen haben an denjenigen<br />

Tagen, wo hier die innere Konfiguration der Luft in diesem Räume<br />

besonders zum Ausdruck kommt. Es gibt Menschen, die das so empfinden,<br />

daß es ihnen unbehaglich ist. Nun, wollen wir die primitivste<br />

Empfindung nehmen, die jemand haben kann. Er hat die Empfindung,<br />

es ist heiß im Saal mit all den Nebenempfindungen, die man da<br />

haben kann, heiß, warm, sagen wir bloß warm. Also: Es ist warm<br />

im Saal.<br />

Nun wird jeder, der sich ein wenig mit Sprachgestaltung befaßt<br />

hat, wissen, daß man das Wort warm in der verschiedensten Weise<br />

sagen kann im Leben. Sie kennen ja die hübsche Anekdote, die illustriert<br />

: Der Ton macht die Musik. - Der kleine Itzig schreibt von der<br />

Ferne her an seinen Vater, der nicht lesen kann: Vaterleben, schick<br />

mir einen Gulden. - Der Vater kann nicht lesen und geht zum Notar,<br />

läßt sich das vorlesen: Vaterleben, schick mir einen Gulden! - [Grob.]<br />

Was? Der nichtsnutzige Schlingel kriegt von mir nichts, wenn er so<br />

schreibt! Hat er wirklich so geschrieben?<br />

Nun, aber das Vaterherz will doch die Sache nicht gleich so hinnehmen,<br />

geht noch zum Pfarrer. Der liest ihm vor: Vaterleben, schick<br />

mir einen Gulden. - [Sanft.] Hat er wirklich so geschrieben? - Ja,<br />

ja! - Ach, ich will ihm heute noch einen Gulden schicken, sagt der<br />

Vater. - Ja, Sie sehen, der Ton macht eben die Musik.<br />

Nun, man kann das Wort warm in der verschiedensten Weise aussprechen.<br />

Aber, meine lieben Freunde, wenn man das Wort warm in<br />

der verschiedensten Weise ausspricht, dann muß man es auch können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!