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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Nehmen wir zuerst das Tragische. Man wird einfach aus den<br />

Empfindungen, die man sich aufgebaut hat durch eine solche Schulung,<br />

wie ich sie angedeutet habe, in der folgenden Weise beim Tragischen<br />

regissieren.<br />

Sehen Sie, da lassen sich nicht Theorien und Definitionen geben,<br />

sondern man muß erleben, wie man zu den Empfindungen kommt,<br />

welche das Künstlerische dann bewirken können. Das ist der richtige<br />

Weg, und das versuchte ich heute zu zeigen. Man wird sich sagen:<br />

Dasjenige, was zuerst im Drama da ist, wo der Zuschauer bekanntgemacht<br />

wird mit dem, wofür er Interesse haben soll, was man gelehrt<br />

in der Ästhetik heute die Exposition nennt, muß in einer entsprechenden<br />

Weise zunächst langsam gespielt werden, langsam, und die Langsamkeit<br />

muß insbesondere erreicht werden durch entsprechende<br />

Pausen.<br />

Man muß also das Tragische zunächst in langsamem Tempo beginnen,<br />

aber diese Langsamkeit muß hauptsächlich durch Pausen erreicht<br />

werden, durch Pausen in der Rede und auch durch Pausen zwischen<br />

den Szenen, nicht so sehr durch die innere Langsamkeit, als<br />

durch die Langsamkeit, welche durch Pausen hervorgerufen wird. Dadurch<br />

kommt man dem Zuhörer entgegen. Der hat die Möglichkeit,<br />

sich innerlich zu verbinden mit dem, was da ist.<br />

Nun kommt dasjenige heran, was man als Verwicklung bezeichnen<br />

kann, wo es unsicher wird, wie die Dinge ausgehen. Es ist die Mitte<br />

des Dramas, die Kulmination der Handlung. Da wird man sogar verlangsamen<br />

müssen das Tempo im Sprechen und in den Gebärden.<br />

Also man kann sagen: Langsameres Tempo, aber ohne Pausen. - Das<br />

heißt natürlich nicht ganz ohne Pausen. Es muß der Sprechende Atem<br />

schöpfen, es muß der Zuschauer Atem schöpfen. Aber es muß eben<br />

eine gewisse Beschleunigung durch das Verkürzen der Pausen erreicht<br />

werden.<br />

Dann kommt der dritte Teil, welcher die Lösung bringen soll, der<br />

eine gewisse sauere Unbefriedigtheit zurückläßt, wenn er in demselben<br />

Tempo abläuft. Da handelt es sich darum, daß das Tempo beschleunigt<br />

wird, und daß der Schluß eben in beschleunigtem Tempo<br />

auslaufe.

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