28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ten der dramatischen Entwickelung aufnimmt, so außerordentlich viel<br />

aus den Sachen lernen.<br />

Sehen Sie, wir treten also da ein in die Zeit, wo die alte Maske, die<br />

eine Leibesmaske war, durch die Charaktermaske allmählich zum Individuellen<br />

übergeht. Aber Sie müssen nicht vergessen, daß wirklich<br />

gute, objektive Gründe vorliegen, an diesen Quellen heute für das<br />

Schauspielerische wiederum viel zu lernen. Denn sehen Sie hin, als<br />

Schiller aufgetreten ist mit einem eminenten Talente für das Dramatische,<br />

experimentierte er, wie ich schon von einem anderen Gesichtspunkte<br />

aus dargestellt habe, zwischen dem Charakterdrama und dem<br />

Schicksalsdrama. Er wußte nicht, wie er diese Hauptelemente in das<br />

Drama hineinbringen soll.<br />

Denken Sie nur einmal, wie im Grunde genommen doch nicht ganz<br />

organisch das Schicksal in das Wallenstein-Drama hineinspielt, und<br />

man sieht, Schiller kittet da das Schicksal mit dem Charaktermäßigen<br />

äußerlich zusammen. Dann will er das Schicksal wieder heranzerren<br />

später in der «Braut von Messina». Man kann eigentlich erst am<br />

«Demetrius» sehen, daß er nach sehr viel Üben, wenn ich das philiströse<br />

Wort gebrauchen darf, es dahin gebracht hat, Schicksal und<br />

Charakter zur Handlung miteinander zu verweben.<br />

Das eigentliche Lustspiel kann aber erst entstehen aus diesem Charakterologischen.<br />

Im Römertum bereitet sich natürlich das Lustspiel<br />

schon vor, denn da ist eine Vorwegnahme des Bewußtseinszeitalters,<br />

aber wir sehen in älteren Zeiten überall das tragische Drama im Vordergrunde,<br />

höchstens das Satyrdrama im komischen Nachspiel, im<br />

Anknüpfen an das Drama zum Ausdruck kommen. Aber das eigentliche<br />

Lustspiel kommt erst herauf, als Liebe und Humor im Bewußtseinszeitalter<br />

in die Dramatik einziehen können.<br />

Wenn man das nun wirklich so, wie es sich hier abgespielt hat,<br />

innerlich in sich aufnimmt, dann bekommt man eine innerliche Stimmung<br />

und Empfindung, wie man regiemäßig vorgehen muß für das<br />

Tragische, Getragene auf der einen Seite, und für das mehr Komödienhafte,<br />

für das Lustspielartige auf der anderen Seite. Und man wird ein<br />

weiteres Moment für die Konfiguration der dramatischen Handlung<br />

haben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!