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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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weiter zu antworten, als veiw. Das wird dem Richter endlich zu<br />

dumm. Er sagt: Das ist ja ein Verrückter, mit dem kann man nichts<br />

anfangen. - Er schickt die Prozeßparteien einfach nach Hause. Die<br />

Sache geht ganz gut und humorvoll aus.<br />

Nun ja, sehen Sie, zuletzt merkt man, bei der Besprechung, die<br />

zwischen dem Advokaten und dem Stallknecht stattgefunden hat, hat<br />

der Stallknecht dem Advokaten die acht rheinischen Gulden versprochen.<br />

Die kriegt er jetzt auch auf den Rat des «veiw». Der Stallknecht<br />

hat das Tuch, der Bauer und der Tuchhändler haben das Nachsehen.<br />

Und der Zuschauer hat seine Befriedigung. Er hat eine Anzahl<br />

von Charakteren sich vor sich entwickeln gesehen. Diese Dinge, die zu<br />

Hunderten damals gespielt wurden, enthielten wirklich einen urelementarischen,<br />

volkstümlichen Humor und wurden gut gespielt,<br />

weil sie mit innerem Anteil gespielt wurden.<br />

Und wir sehen gerade im Beginne des Bewußtseinszeitalters, wie<br />

hineinwächst in das Schicksalsdrama das Charakterdrama. Auf diese<br />

Weise ist das Charakterdrama gekommen. Und es gäbe eigentlich als<br />

Schauspielschule nichts Besseres, als diese Dramen wieder aufzunehmen,<br />

denn sie sind mit großer Geschicklichkeit aufgebaut, im edelsten,<br />

idealsten Sinne des Wortes, um die Charakteristik herauszuholen<br />

gerade aus diesen Dramen,<br />

Man sollte also in Schauspielschulen eine Art historischer Unterweisung<br />

in der Handhabung und Charakterisierung einführen und<br />

sollte zurückgehen zu diesen Zeiten. Solche Dramen sind am Ende<br />

des 15. Jahrhunderts überall gespielt worden in romanischen Ländern,<br />

auch in der Schweiz hier übrigens, haben dann nach Deutschland<br />

hinübergegriffen. Im 16. Jahrhundert waren sie gang und gäbe.<br />

Da spielte man von der einen Seite in den weltlichen Zeiten des Jahres<br />

dieses Charakterdrama, und dasjenige, was vom Schicksalsdrama übriggeblieben<br />

war, haben Sie andererseits in den Weihnachtsspielen. Da<br />

spielte das Schicksal darinnen, wie es aus jenseitigen Welten kommt.<br />

Und deshalb, weil man da auf der einen Seite steht vor einem Festhalten<br />

des Schicksalsmäßigen in den strengen Formen des Christentums,<br />

auf der anderen Seite im ursprünglichen Heraufkommen des<br />

Charakteristischen im Drama, kann man gerade, wenn man diese Zei-

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