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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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vollem Bewußtsein, nicht sich gestatten, selber in das Sentimentale hineinzuschlüpfen.<br />

In dieser Richtung kann man, wenn man die ersten Regiesitzungen<br />

eigentlich interpretierend macht, sehr bald den Leuten abgewöhnen,<br />

daß sie das lehrhaft finden. Wenn man es mit einem gewissen<br />

Humor macht, so werden sie es nicht lehrhaft finden, und man wird<br />

schon sehen, daß man die Zeit, die man auf so etwas verwendet, gut anwendet,<br />

daß dann die Leute ein merkwürdiges Imitationstalent für ihre<br />

eigenen Phantasiegestalten bei solchen Regiesitzungen entwickeln werden.<br />

Das ist es, was ich über solche Sachen zu sagen habe.<br />

Natürlich, es nimmt sich schon, wenn man über solche Dinge<br />

spricht, die Sache etwas, ich möchte sagen plump aus, aber sehen Sie,<br />

das Schlimmste eigentlich bei der schauspielerischen Darstellungskunst<br />

ist der Drang nach Naturalismus. Bedenken Sie doch nur einmal,<br />

wie hätten es die Schauspieler früherer Zeiten zuwege bringen<br />

können, wenn sie Naturalisten hätten sein wollen, sagen wir, einen<br />

Hofmarschall, den sie ja niemals in seiner vollen Hofmarschalls würde<br />

haben sehen können, richtig darzustellen? Dazu fehlte ihnen ja die<br />

soziale Stellung. Aber auch jene Vorsichtsmaßregel, welche bei Hofbühnen,<br />

bei solchen Bühnen, die genügend zugeschnitten waren, dann<br />

immer getroffen wurde, auch diese Vorsichtsmaßregel verfing eigentlich<br />

nicht. Nicht wahr, die verschiedenen Fürsten, Großherzöge,<br />

Könige, die haben ja zur obersten Leitung der Bühne, wenn sie Hofbühnen<br />

waren, einen General etwa gesetzt, weil sie sich denken mußten:<br />

Nun ja, das Schauspielervolk, das weiß natürlich nicht, wie es bei<br />

Hof zugeht, da muß man zum Intendanten natürlich irgendeinen General<br />

machen! - Der selbstverständlich nicht das mindeste von irgendeiner<br />

Kunst verstand! Manchmal ist es auch bloß ein Hauptmann<br />

gewesen. Also diese Leute sind aus Vorsicht dann in die Intendantur<br />

der Hofbühnen hineingesetzt worden und sollten den Schauspielern<br />

beibringen, was eine Art naturalistischer Handhabung der Dinge war,<br />

zum Beispiel bei Hofgesellschaften, damit man sich zu benehmen<br />

weiß. Aber mit alledem ist es nicht getan, sondern auf das Einschnappen<br />

kommt es an, auf das Empfinden der Körperbewegung, des Tonfalles.<br />

Man findet aus der Sache selbst heraus, um was es sich handelt.<br />

Und das ist es, was man namentlich üben kann, dieses Beobachten

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