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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Individuelle am Menschen mehr oder weniger auszulöschen, ihm die<br />

Maske aufzusetzen, das Individuelle der Stimme sogar bis zu dem<br />

Gebrauch von Instrumenten hin zu typisieren. Kurz, man wird begreifen<br />

all dasjenige, was aus dem schicksalsmäßig von den Göttern<br />

Kommenden heraus die Individualität, die menschliche Individualität<br />

auslöschte. Und wir brauchen uns nur an das alte Drama zu erinnern.<br />

Was brachte es zustande? Es brachte eine großartige, überwältigende<br />

Wirkung des Schicksals auf der Bühne zustande.<br />

Wir brauchen uns nur an das Ödipus-Drama zu erinnern und sehen<br />

das. Aber wenn wir das alte Drama durchgehen, welches immer auf<br />

das Schicksal hin tendierte, so werden wir finden, daß zwei Dinge<br />

diesem alten Drama nicht in derselben prädominierenden Weise eigen<br />

sind wie dem neueren Drama. Diese zwei Dinge konnten in die dramatische<br />

Kunst erst einziehen, als sich näher und dann weiter ausgestaltete<br />

das Bewußtseinszeitalter. Denn erst mit derjenigen individuellen<br />

Gestaltung der Menschenseelen, die im Bewußtseinszeitalter<br />

heraufkam, konnte sich dasjenige, was Liebe ist, dramatisch gestalten.<br />

Sie werden dasjenige, was Liebe ist, so wie es im Drama als Liebe von<br />

Mensch zu Mensch wirklich sich abspielt, im alten Drama nicht in<br />

derselben Art finden. Sie finden ganz gewiß Liebe, aber sie hat dort<br />

einen schicksalsmäßigen Zug, einen Zug, der auch abhängt von sozialen<br />

Verhältnissen. Das werden Sie insbesondere am Antigone-Drama<br />

finden. Aber daß die Liebe so gestaltend eingreift, die Liebe namentlich<br />

zwischen den Geschlechtern, das ist erst möglich, als das Bewußtseinszeitalter<br />

heraufzieht.<br />

Und ein anderes können Sie daraus ersehen, wenn Sie, sagen wir,<br />

Aristophanes, den Spötter, vergleichen mit demjenigen, was dann im<br />

Heraufdringen des Bewußtseinszeitalters für die Bühne sich ausgestaltet.<br />

Sie mögen noch so viel Aristophanes Ähnliches im Altertum nehmen,<br />

Sie finden überall Satire, aber Sie finden nicht den lebenbefreienden<br />

Humor. Der kommt wiederum, geradeso wie die Liebe dramatisch,<br />

eigentlich auf mit dem Bewußtseinszeitalter. Und das eigentümliche<br />

ist, daß der Humor mit seiner lebenbefreienden Stimmung<br />

gerade in jenem Zeitalter heraufkommt - im Bewußtseinszeitalter -,<br />

in welchem nun der menschliche künstlerische Blick für das Drama

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