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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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mäßige Darstellung ist es wohl doch noch ziemlich notwendig -: Die<br />

Leute, die heute auf der Bühne auftreten, wollen überhaupt zumeist<br />

nicht in ihre Rollen eindringen, denn sie nehmen sich eigentlich meist<br />

ihre Rolle und lernen sie einfach, wenn sie noch gar nicht wissen, was<br />

der Inhalt des ganzen Dramas ist; sie lernen ihre Rolle. - Es ist das<br />

eigentlich etwas Furchtbares. Als ich in der ehemaligen Dramatischen<br />

Gesellschaft im Vorstand war und wir Dramen zu inszenieren hatten<br />

wie zum Beispiel Maeterlincks «Der Ungebetene», «L'Intruse», da<br />

haben wir, weil bei den Proben sonst keiner gewußt hätte, was der<br />

andere kann, nur was er selber kann, die Leute förmlich herangebändigt,<br />

daß sie zuerst einer Vorlesung des Dramas und auch einer Interpretation<br />

des Dramas in einer solchen Leseprobe zugehört haben.<br />

Und dann bei verschiedenen anderen Stücken, bei der «Bürgermeisterwahl»<br />

von Max Burckhard und bei einem Drama von Juliana Dery,<br />

es hieß, ich glaube, «Die sieben mageren oder fetten Kühe», habe ich<br />

mich dazumal bei der Dramatischen Gesellschaft in Berlin bemüht,<br />

das einzuführen, was ich eben nannte eine Interpretation des Dramas,<br />

aber eine künstlerische Interpretation, wo die Gestalten lebendig wurden.<br />

Man setzte sich zuerst zu einer Regiesitzung zusammen, wo man<br />

versuchte, rein vor der Phantasie die Darstellung der Gestalten durch<br />

alle möglichen Mittel lebendig zu machen. Und da hören die Leute<br />

dann schon zu, wenn man durch den Menschen vordringt; das geht<br />

viel leichter, als wenn man für sich selber studieren soll, und da bildet<br />

sich von Anfang an gerade das heraus, was wirken muß in einer<br />

Truppe: nämlich das Ensemble. Das ist etwas, wovon ich insbesondere<br />

glaube, daß es empfohlen werden muß beim Studium einer jeden<br />

dramatischen, künstlerischen Sache, daß wirklich vorerst vor den Mitspielenden<br />

die Sache nicht nur gelesen, sondern interpretiert wird,<br />

aber dramatisch-künstlerisch interpretiert wird. Es ist durchaus notwendig,<br />

daß man in solchen Dingen einen gewissen Humor und eine<br />

gewisse Leichtigkeit entwickelt. Kunst muß eigentlich immer Humor<br />

haben, Kunst darf nicht sentimental werden. Das Sentimentale, wenn es<br />

dargestellt werden muß - selbstverständlich kommt man auch vielfach<br />

in die Lage, sentimentale Menschen darstellen zu müssen -, das muß der<br />

Schauspieler erst recht mit Humor auffassen, immer darüberstehen mit

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