28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

es kann eine geschminkte Maske oder eine wirkliche sein, die Griechen<br />

haben wirkliche gemacht, weil sie es als sehr naturhaft, als selbstverständlich<br />

empfunden haben -, was man als Maske an der einzelnen<br />

Person tun muß. Da wird man finden, daß in der Natur draußen einem<br />

die Natur von selber befiehlt, viel dezidierter zu kolorieren in der<br />

Sprachgestaltung als in der Intimität des Abendtheaters. Die einzelnen<br />

Schauspieler werden sich in ihrer Dezidiertheit, in ihrem dezidierten<br />

Kolorieren der Charaktere - sowohl in der Dezidiertheit der Situation<br />

wie des Charakters - viel mehr voneinander unterscheiden müssen<br />

als auf der Abendbühne.<br />

Solche Dinge durchzuüben und durchzumachen sind nicht bloß<br />

wichtige Dinge für die einzelnen Darstellungen, so daß man sie dann<br />

herausbringt, sondern sie sind für die schauspielerische Ausbildung<br />

wichtig. Der ist eben erst ein guter Schauspieler, der solche Dinge im<br />

Leben durchgemacht hat, der empfunden hat, wie man in dem einzelnen<br />

Fall die Stimmen der einzelnen Partner setzen muß, und wie<br />

man sie im anderen Fall setzen muß, wenn man vor dem Naturtheater<br />

steht.<br />

Dasjenige, was ich Ihnen hier geschildert habe, was heute in unserem<br />

Zeitalter vom Schauspieler wirklich bewußt trainiert werden muß,<br />

das hat ganz instinktiv so ein Schauspieler wie Shakespeare und seine<br />

Genossen gemacht. Die haben das instinktiv gehabt, denn sie hatten<br />

eine bildhafte Phantasie. Das sieht man auch an der Art, wie Shakespeare<br />

sprachgestaltet hat. Sie hatten eine bildhafte Phantasie. Und<br />

Shakespeare konnte beides. Er hatte sich eine gute, gelungene Empfindung<br />

dafür erworben - das sehen Sie gerade den charakteristischesten<br />

Stellen seiner Stücke an -, was da die links und die rechts Sitzenden<br />

und die vorne Sitzenden in ihrer Seele erleben, wenn einer ein<br />

Wort sagt auf der Bühne; dafür hatte er eine feine, imponderable Mitempfindung.<br />

Aber er hatte auch eine feine, imponderable Mitempfindung<br />

für alles das, was auf einer Bühne vorgehen konnte, die eigentlich<br />

ein nur ein klein wenig umgestaltetes Wirtshaus war. Denn erleben<br />

in einem wirklichen Wirtshaus mit all den Dingen, die dadrinnen<br />

vorkommen, das konnte Shakespeare auch sehr gut; er verstand das.<br />

Er war nicht ganz dieser «ganz einsame Mann», als den ihn auch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!