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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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gut, das Publikum zu nehmen. Hören Sie nur einmal den Tonfall von<br />

Shakespeare. Da weiß man, er wußte das Publikum zu nehmen; er<br />

redete eigentlich aus dem Herzen seines Publikums heraus.<br />

Es ist gar nicht wahr, daß die Leute heute, wenn sie einem Shakespeare-Stück<br />

zuhören, mit Wahrheit zuhören. Das tun sie gar nicht,<br />

weil man so nicht mehr zuhört, wie man dazumal zugehört hat, als<br />

Shakespeare mit seiner Gruppe gespielt hat.<br />

Also wie gesagt, alles Theater kann darunter gefaßt werden, was<br />

ich heute über eine gewisse Charakteristik werde noch zu sagen haben.<br />

Sehen Sie, ich habe Ihnen gestern etwas beschrieben, wovon man<br />

vielleicht zunächst glauben könnte, daß es nicht im unmittelbaren Zusammenhange<br />

stünde mit der Entwickelung des Schauspielers: dieses<br />

Erleben des Regenbogens. Aber, meine lieben Freunde, bei solchen<br />

Dingen ist es ja so, daß sie wirklich mit den tieferen Vorgängen des<br />

Geschehens zusammenhängen. Und so ohne weiteres weiß man auch<br />

nicht, was alles im Menschen vorgeht, zum Beispiel, daß er just von<br />

einer gewissen Speise rote Backen bekommt. Da geschieht auch allerlei<br />

im Inneren des Menschen, was sich der unmittelbaren Beobachtung<br />

entzieht. Ebenso müssen Sie darüber denken, daß man von diesem<br />

Erleben des Regenbogens nicht gleich übergehen kann im rationalistischen<br />

Denken und im Kausalitätsbedürfnis zu dem, was er dem<br />

Schauspieler wird, wenn er so erlebt. Aber Sie werden schon sehen,<br />

wie geistgemäß ein Schauspieler, der das erlebt hat, seinen Körper<br />

auf der Bühne gebraucht; nicht mit geschickter Beweglichkeit, sondern<br />

mit künstlerischer Beweglichkeit. Künstlerische Beweglichkeit<br />

wird nur auf innerlichste Weise erworben. Und dazu gehört dann so<br />

etwas, wie ich es gestern beschrieben habe. Dazu gehört aber noch<br />

manches andere.<br />

Dazu gehört vor allen Dingen, daß der Schauspieler ein feines Gefühl<br />

sich entwickelt für das Erleben der Träume. Und man kann<br />

geradezu als Axiom der Schauspielkunst den Satz aufstellen: Je besser<br />

ein Schauspieler sich dazu trainiert, in seinen Träumen zu leben,<br />

erinnernd die Gestalten der Träume, das Erlebte der Träume sich auch<br />

bewußt vor die Seele immer und immer wiederum zu stellen, eine<br />

desto bessere Haltung auf der Bühne, nicht äußerliche Haltung, son-

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