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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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schrieben habe. Und das ist notwendig. Da kommt der Schauspieler<br />

in sein Esoterisches hinein.<br />

Nun habe ich gestern schon angedeutet, wie unter den jetzigen<br />

Modalitäten des Schauspielers man eigentlich Rücksicht darauf nehmen<br />

muß, daß man es mit Bühnendekoration und Beleuchtung und<br />

so weiter zu tun hat. Das Freilichttheater will ich ja nicht abweisen,<br />

aber praktisch kann man heute doch nur über Schauspielkunst reden,<br />

wenn man mit dem Hinblick auf die gewöhnliche Bühne spricht.<br />

Daher mußte das, was ich gestern zu sagen hatte, durchaus mit dem<br />

Hinblick auf die gewöhnliche Bühne gesagt werden.<br />

Aber jetzt wollen wir einmal das Theater ganz im allgemeinen nehmen<br />

und wollen gerade aus dem, was wiederum unsere moderne<br />

Bühne bedeutet, sehen, was eine Bühne bedeutet, wie die Shakespeare-<br />

Bühne es war. Diese Shakespeare-Bühne stellt man sich richtig eigentlich<br />

nicht so vor, wie sie ausgesehen hat, wenn man heute ein Shakespeare-Stück<br />

aufgeführt sieht. Denn da war ein größerer wirtshausähnlicher<br />

Raum, und da saß in diesem wirtshausähnlichen Raum<br />

der Plebs der Londoner Vorstädte von dazumal. Dann war da eine<br />

Art Bühne, links und rechts Stühle auf der Bühne: da saßen auf<br />

der Bühne die mehr aristokratischen Leute und die Theaterleute. Also<br />

all das, was der Bühne näherstand oder der besseren Gesellschaft<br />

näherstand, hatte man in unmittelbarer Nähe. Spielte man auf der<br />

Bühne, so fühlte man sich eigentlich immer halb auf der Bühne, halb<br />

mitten unter dem Publikum drunter. Man war entzückt, wenn man<br />

irgendein «beiseite» sprechen konnte, so daß es nach dem Publikum<br />

ging. Der Prologist war eine selbstverständliche Figur, der zuerst das<br />

Publikum ansprach. Das Berücksichtigen des Publikums war etwas<br />

außerordentlich Gewöhnliches. Das Publikum wirkte auch mit, indem<br />

es entweder kicherte, oder brüllte, oder johlte, oder jauchzte,<br />

oder mit faulen Äpfeln schmiß. Das sind Dinge, die durchaus nicht<br />

zu den Seltenheiten gehörten, sondern die dazugehörten. Es war eben,<br />

nicht wahr, noch diese Auffassung, die mehr nach der Genialität als<br />

nach der Philistrosität ging, die selbst Philister - denn im Publikum<br />

waren auch dazumal Philister - etwas in die Genialität hineinschob.<br />

Das verstand ja gerade der Schauspieler Shakespeare außerordentlich

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