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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Weise das sagen, was nicht es selbst zu sagen hatte, sondern was andere<br />

Menschen zu sagen hatten. Meinetwillen der Cäsar trat auf, und das<br />

Medium redete ganz, wie der Cäsar eben redete. Das Medium konnte<br />

besessen sein von Cäsar, von irgend etwas anderem, ich weiß schon<br />

nicht mehr so genau, wie die anderen Sachen waren; aber solche<br />

Besessenheiten traten bei diesem Medium auf. Die Leute waren ganz<br />

entzückt, verblüfft davon. Nun, dieses Medium war aber an einer gewissen<br />

Bühne Schauspieler. Und an dieser Bühne war zugleich ein<br />

anderer Schauspieler, mit dem ich sehr befreundet war, den ich sehr<br />

gut kannte von früher her. Da fragte ich denn dieses Medium nach<br />

einer solchen medialen Vorstellung, Schaustellung: Kennt Sie denn<br />

auch der ganz gut? Er antwortete: Ja, ja, der sagt immer, wenn er das<br />

sieht: Aber was sind Sie für ein ausgezeichneter Schauspieler! - Und<br />

da muß ich immer erwidern - sprach das Medium -: Aber ich bin<br />

Ihr Kollege. Sie sehen ja, daß ich auf der Bühne nicht weiterkomme<br />

und gar nichts kann! - Er wäre nicht imstande gewesen, den Cäsar<br />

auf der Bühne zu verkörpern, das wäre gar nicht gegangen; aber da<br />

auf dem Sofa, so daß die Leute glaubten, bis zu einem gewissen<br />

Grade mit Recht glaubten, daß der reale Cäsar aus ihm spricht, konnte<br />

er das so gut, daß der andere, der dann Direktor geworden ist, ihn<br />

für einen ausgezeichneten Schauspieler immer hielt, solange er medial<br />

auftrat. Es war alles da bis in die Mimik des Gesichtes hinein, alles war<br />

da, wenn er medial auftrat, aber er war ein Stock und hatte ein steifes<br />

Gesicht auf der Bühne.<br />

Sehen Sie, da haben Sie am stärksten dieses Zusammenstoßen desjenigen,<br />

was Schauspielkunst nie sein darf: ein unmittelbares passives<br />

Ergriffensein, spielen mit unmittelbarem ErgrifTensein. Der war natürlich<br />

besessen von alledem. Ein Schauspieler darf nicht von seiner Rolle<br />

besessen sein, sondern muß seiner Rolle so gegenüberstehen, wie ich<br />

es geschildert habe, daß sie ihm objektiv ist, daß er sie als seine eigene<br />

Gestaltung empfindet, aber in dieser eigenen Gestaltung mit seiner<br />

Eigengestalt danebensteht und bis zum «himmelhoch jauchzend, zu<br />

Tode betrübt» kommt wie gegenüber irgend etwas, was in der Außenwelt<br />

eintritt.<br />

Das lernt man, wenn man die Rolle so lernt, wie ich es jetzt be-

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