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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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vorhanden ist. Über diese Gefahr möchte ich sprechen, die darinnen<br />

liegt, daß man sich zuletzt ganz abhebt vom Leben und eigentlich nur<br />

noch in der Nachbildung, in der bühnenmäßigen Nachbildung des<br />

Lebens lebt. Diese Gefahr ist vor allen Dingen für den Schauspieler<br />

da. Aber es gibt auch gerade für den Schauspieler die stärkste Möglichkeit,<br />

gegen diese Gefahr aufzukommen. Gerade seine Kunst, wenn<br />

sie so aufgefaßt wird, wie hier die Kunst der Sprachgestaltung dargestellt<br />

worden ist, sobald er aus dem Exoterischen in das Esoterische<br />

des Verarbeitens seiner Kunst, der Betätigung in seiner Kunst hineinkommt,<br />

ist auch diejenige, die ihn wiederum hinausführen kann<br />

über dieses Sich-Hinwegheben über das Leben und dem Aufgehen in<br />

der Nachbildung des Lebens auf der Bühne.<br />

Und dies geschieht dann, wenn man es dahin bringt, daß dasjenige,<br />

was man in der Sprachgestaltung ausgearbeitet hat - und schon in der<br />

Schauspielschule müssen nach dem, was ich jetzt sage, hingehende<br />

Übungen gemacht werden, sagen wir: ein Monolog, ein Dialog oder<br />

irgendein anderes, das man eben ausgearbeitet hat -, durch Übung<br />

wie im Fluß der Sprachgestaltung selber läuft. Also verstehen Sie mich<br />

recht: man soll es so weit bringen, daß der Fluß der Sprachgestaltung<br />

selber läuft, daß man zum Beispiel vor der Generalprobe durchaus<br />

fertig ist, wie wenn man ein aufgezogenes Uhrwerk wäre, ohne daß<br />

man viel dazu tut, das Sprachgestaltete ablaufen zu lassen, so daß es<br />

gewissermaßen in einem eine selbständige Wesenheit geworden ist.<br />

Noch besser ist es, wenn man dazu imstande ist schon ziemlich lange<br />

Zeit vor der Generalprobe; da ist es noch besser. Wenn man das<br />

Sprachgestaltete so weit gebracht hat, dann hat man eine Möglichkeit,<br />

die man nicht hat, wenn man in dem Augenblicke, wo man reproduziert,<br />

gezwungen ist, noch auf den Inhalt so einzugehen, wie man auf<br />

den Inhalt eingeht, wenn man etwas abliest oder hört, wo noch der<br />

unmittelbare Prosainhalt darinnen lebt. Man muß es also bis zur Überwindung<br />

des Prosainhaltes gebracht haben, bis zum Selbstabfließen<br />

des Sprachgestalteten, und dann sich wiederum - jetzt kommt das<br />

Wichtige - mit dem von der Sprachgestaltung freigewordenen Inneren,<br />

ohne durch die Sprachgestaltung gestört zu werden, ganz hingeben<br />

können dem, was man im Flusse selbst geschaffen hat, mit hin-

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