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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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zustande bringt, daß man eine Harmonik der Farbenstimmungen anstrebt.<br />

Es sind wirklich diese Dinge den heutigen Menschen nicht leicht<br />

zu sagen und beizubringen, meine lieben Freunde. Das konnte man in<br />

der Zeit, in der das Bühnenkünstlerische völlig verlorengegangen ist,<br />

ganz gut sehen an den Realitäten, die sich da abgespielt haben. Sehen<br />

Sie, als wir darangingen, unsere Mysterien aufzuführen, mußten wir<br />

uns, weil wir ja zu Gast gehen mußten bei Theatern, nicht wahr, verschiedenste<br />

Bühnen ansehen. Nun, bei denjenigen Bühnen, die so den<br />

gewöhnlichen philiströsen Bühnenraum haben, da handelte es sich<br />

natürlich nur darum, ob man sie der Größe oder Kleine nach gebrauchen<br />

könnte und ähnliches mehr. Dekoratives mußte man natürlich<br />

besorgen. Aber man kam auch an merkwürdige, damals neue<br />

Bühnengestaltungen heran, an denen man studieren konnte, wie die<br />

Schauspielkunst verlorengegangen ist. So kamen wir einmal an eine<br />

Bühne heran, die man uns zeigte, bei der ich mir sagte: Ja, um Gottes<br />

willen, wo soll man denn da die Menschen hinstellen! - Es war eine<br />

Bühne, die breit geöffnet war, aber gar keine Tiefe hatte, fast gar keine<br />

Tiefe hatte. Und ich sah dann eine Vorstellung auf dieser Bühne. Ich<br />

fragte mich: Ist es denn schon so weit gekommen, daß man Malerei<br />

mit Schauspielkunst verwechselt? - Denn das nahm sich alles so aus<br />

wie gemalt, nur daß die Figuren bewegt waren. « Relief bühne» nannte<br />

man so etwas!<br />

Wenn es mehr nach der Malerei geht, habe ich das ganz gern. In<br />

meiner Jugend gab es solche Bücher, da waren oben allerlei Figuren<br />

gemalt und kleine Dramen hineingeheimnißt. Indem man unten mit<br />

Fäden zog, bewegten sich diese Figuren. Ich habe solch ein Bilderbuch<br />

gehabt, das ein ganz nettes Wiener Vorstadtstück da auf Papier<br />

wiedergab. Das kann man immer machen. Es war natürlich etwas<br />

steif; aber wenn man dann die kindliche Phantasie hat und dazu das<br />

selber immer mit dem Faden in Szene setzt, dann ist das sehr schön.<br />

Wenn man das aber vor sich sieht auf der Bühne, was ganz ähnlich<br />

ausschaut und eigentlich Malerei ist, von der man nur nicht versteht,<br />

warum sich die Figuren bewegen - da kann man nur sagen: Die<br />

Schauspielkunst ist verlorengegangen!

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