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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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VIERZEHNTER VORTRAG<br />

Dornach, 18. September 1924<br />

Das Dekorative auf der Bühne<br />

Stilisierung in Farbe und Licht<br />

Gestern deutete ich am Schlüsse der Stunde an, wie die ganze Konfiguration<br />

des Dramas herausgeholt werden kann aus den Lautempfindungen,<br />

wie sie eigentlich in gewissem Sinne in dem Kreise, in dem<br />

Zyklus der Lautempfindungen enthalten ist. Ich zeigte Ihnen, wie<br />

man, wenn man die Lautempfindungen im Kreise aufschreibt, durch<br />

ihren Verfolg auf der einen Seite die Konfiguration des Trauerspiels,<br />

auf der anderen Seite die Konfiguration des Lustspieles finden kann.<br />

Nun ist in der Tat ein solches Lautempfinden in alten Zeiten, als<br />

das Schauspiel aus dem Mysterienspiel herausgewachsen ist, vorhanden<br />

gewesen, und man kann schon daran sehen, daß so etwas eigentlich<br />

eine künstlerische Gesetzmäßigkeit darstellt.<br />

Noch in der Darstellung des Aristoteles ist durchaus, wenn auch<br />

die Dinge nicht mehr ausdrücklich erwähnt werden, dasjenige vorhanden,<br />

was eigentlich aus der alten Mysterienweisheit herausgeholt<br />

ist. Die Schriften des Aristoteles sind nur mangelhaft auf die Nachwelt<br />

gekommen, und so weiß man das, was für die «Poetik» des Aristoteles<br />

gilt, wie er das Trauerspiel charakterisiert hat. Er hat ja das<br />

Trauerspiel so charakterisiert, daß er ganz deutlich auf die alten Mysterien<br />

in der Charakteristik hinweist, denn er spricht von der Katharsis<br />

in der Lehre vom Trauerspiel: Katharsis, Reinigung, Läuterung der<br />

menschlichen Seele. Übergang der menschlichen Seele von einem<br />

Fühlen im Physischen zu einem Fühlen im Seelisch-Geistigen, das ist<br />

etwas, was innerhalb der alten Mysterienentwickelung von den Schülern<br />

angestrebt worden ist.<br />

Und so sieht man gleich, indem Aristoteles das Trauerspiel charakterisiert,<br />

gibt er für den Verlauf des Trauerspiels einen Abglanz desjenigen<br />

an, was in den Mysterien für die Seele der Menschen geschehen<br />

ist. Natürlich darf man das eine mit dem anderen nicht ver-

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