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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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studiert diesen Charakter des Robespierre an der Stelle, wo er aufmerksam<br />

darauf gemacht wird, warum er eigentlich nicht Diktator werden<br />

wolle, da er doch die Sache will. Er will eigentlich Diktator sein; da<br />

fragt ihn sein Freund St. Just, warum er den Namen verschmäht. Da<br />

muß sich der Robespierre etwas entpuppen; da kommen die Dinge<br />

heraus. Aber man sieht zugleich eine dritte Eigenschaft bei Robespierre<br />

hervortreten, die neben allem anderen lebt: man sieht den<br />

Dogmatiker, den Rationalisten, den immerzu als Weltenschulmeister<br />

Lehrenden und daher auch in eine gewisse Utopie hineinkommenden<br />

Weltenschulmeister, eine Theorie vertretend, deren man immer wiederum<br />

mit schneidender Schärfe gewahr wird, weshalb er nachher<br />

immer das Bestreben hat, sich zu rechtfertigen. - Also der St. Just<br />

sagt ihm:<br />

Du verschmähst den Namen - warum nicht auch die Sache?<br />

Robespierre, dem natürlich das recht fatal ist, daß er da in das Zentrum<br />

sozusagen seiner Schwächen, die aber seine Größen sind, hingewiesen<br />

wird - St. Just bleibt stehen -, Robespierre wird etwas unruhig,<br />

geht hin und her. Weil er erst vor der Vernunft sich zu rechtfertigen<br />

hat, antwortet er nicht gleich, benützt aber das, um etwas auf<br />

und ab zu gehen. Dann klopft er dem St. Just auf die Schulter:<br />

Hör' mich, St. Just! Das Wort ist mir sonst Werkzeug, Waffe. Dir gegenüber<br />

soll es ein vertraulicher Bote meiner Gedanken sein - so weit du<br />

sie begreifen magst. Ich bin vielleicht, wie du gesagt, ein heimlicher<br />

Schwärmer. Ich liebe die Menschheit, wie Rousseau sie geliebt! Aber<br />

was sind mir die einzelnen Menschen? Ich verachte sie. Nimm den<br />

Durchschnittsmenschen aus der Masse heraus - sein Wesen ist die bare<br />

Unvernunft. Laß ihn in der Masse, an seinem Ort, und er ist Teil eines<br />

zwar blinden, aber infalliblen Ganzen. Die Menschheit geht immer den<br />

Weg zum Ziel, aber unbewußt, in blindem Drang, wie ein Nachtwandler.<br />

Das Schellengeläut der Phrasen, mit welchen sie sich ihren blinden<br />

Drang, ihren Weg und ihr Ziel deutlich machen will, hat wenig zu<br />

sagen. Die meisten Worte mischen sich in ihren Fortgang ohne Sinn,<br />

bloß zur Ermunterung, wie Hundegebell ins Räderrollen. Wahrhaft bewußt<br />

gehen den Weg nur wenige Auserwählte. Diese Wenigen sind<br />

Regulatoren, Lenker, Förderer, Bahnbrecher - sie haben den großen

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