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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Das ist der Hebert. Schauen wir nun den Chaumette an. Wir bekommen,<br />

wenn wir das Stück durchstudieren, so das Gefühl, der<br />

säuselt im ü, unterdrückte, in Courage verwandelte Fürchtelei. Und<br />

er will sich aufrechterhalten gegen diese Fürchtelei mit ö. Wir haben<br />

die Stimmung ü ö. Und dabei wird seine Rede wie ein nicht gerade ins<br />

Extrem gehendes, aber immerhin so ein bißchen ein Anflug davon,<br />

wie ein schlechtes Gebet, in dem immer h und seh vorkommt und in<br />

dem sogar immer etwas geblasen wird.<br />

Chaumette: ü ö h seh.<br />

Wir haben ihn dann, den Chaumette, wenn wir ihn so empfinden.<br />

VOLK:<br />

Es lebe die Göttin der Vernunft! (Schwenken der Mützen.) Es lebe die<br />

Republik!<br />

DANTON (zu Robespierre abseits):<br />

«Er ist verzweifelt wild heute, der Vater Duchesne!» (Beide verlieren<br />

sich unter dem Volk.)<br />

CHAUMETTE (besteigt die Tribüne, nachdem sie Hebert verlassen):<br />

Republikaner! Wir haben die Tyrannei nicht bloß vom Throne, wir<br />

haben sie auch von der Kanzel geworfen. Seitdem zu des großen Voltaire<br />

Zeiten die Mäuse des Unglaubens zum erstenmal den Speck der Kirche<br />

benagt, und seit die Naturforschung aufgestanden vom Faulbett des Begriffs<br />

der göttlichen Allmacht, auf dem sie geschlafen, ist Frankreich<br />

vorwärtsgegangen mit Gigantenschritt. Nur fort auf diesem Wege, Brüder<br />

! Streuen wir mit der Asche der Könige auch die Asche der Kalenderheiligen<br />

aus den Kirchen in alle vier Winde! Und insofern sie von<br />

Metall, diese Heiligen, sollen sie gute Patrioten werden und für die<br />

Republik ins Feuer gehen: wir schmelzen sie ein! Reißen wir den Kirchtürmen<br />

ihre geschwätzigen Glockenzungen aus und lassen wir sie im<br />

Felde als Kanonen brummen; schneiden wir Patronen aus den Meßbüchern!<br />

Auf die Friedhöfe laßt uns die Inschrift pflanzen: «Ewiger<br />

Schlaf!» Opfern wir nicht mehr das beste unserer Habe dem Himmel!<br />

Seien wir klug wie die alten Heiden: die brachten den Göttern von den<br />

Opfertieren auch nur die Häute und Knochen dar, das Fleisch aßen sie<br />

selbst. Unsere Göttin sei die Vernunft, die gesunde Vernunft ohne Grübeleien,<br />

ohne Wissenskram, ohne aristokratische Gelehrsamkeit. Und<br />

als Franzose und Republikaner füge ich hinzu: Die Wissenschaft muß<br />

nützlich sein, und die Künste müssen einzig dem Patriotismus dienen;

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