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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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die Direktion dieses Theaters übernahm. Das Theater bekam den<br />

Namen eines hervorragenden Klassikers. Und siehe da, es war natürlich<br />

auch angemessen, äußerlich so weit bis zur Stilisierung zu gehen,<br />

nun eine Rede zu halten bei der Eröffnung, welche schönste Phrasen<br />

über den Klassiker enthielt, schönste Phrasen darüber, in welch schönen<br />

Bahnen man wandle, wenn man in den Bahnen dieses Klassikers<br />

wandle, denn er war vor allen Dingen selber ein Mann der Bühnenkunst;<br />

er hatte so viele schöne goldene Regeln der Bühnenkunst gegeben.<br />

Und wenn man dann noch kommt zu dem hingebungsvollen<br />

Sinn an die hohe Kunst, die man nur, weil das nun einmal notwendig<br />

ist gegenüber dem Geschmack des Publikums, ab und zu abwechseln<br />

lassen will mit einer leichteren Ware - ja, so ist es schon in<br />

gewissem Sinne äußerlich stilvoll, mit solch einer Rede zu beginnen.<br />

Aber der Stil muß innerlich sein. Er muß wirklich erlebt sein. Und<br />

ich frage Sie, ob der Stil dann wirklich vorhanden ist - gleichgültig,<br />

was da gesagt worden ist in diesem Prologus, der vom Direktor gesprochen<br />

wurde -, wenn, nachdem das alles vorüber war, folgendes<br />

eintritt? Selbstverständlich hatten auch noch andere gesprochen, der<br />

Präses des Theaterkomitees in entsprechendem Sinne von dem Direktor<br />

und so weiter. Nun, wie es eben zugeht - da drinnen ist Stil, nicht<br />

wahr, aber was für einer? Nicht unmittelbares Leben. Da drinnen ist<br />

schon Stil! Aber dann kam es ziemlich bald. Man ging weg. Nun,<br />

unter solchen Leuten sind manchmal wirklich auch Idealisten; sie<br />

sind ja selten, aber es sind manchmal Idealisten darunter. Da sagte<br />

einer dieser Idealisten oder Halbidealisten zu dem Direktor: Ich<br />

wünsche, daß Sie in dem Sinne, wie Sie gesprochen haben, einen recht<br />

guten, für die Kunst heilsamen Erfolg haben. - Darauf erwiderte der<br />

Direktor: Aber bei der zweiten Million schnappe ich!<br />

Ja, sehen Sie, da geht der Stil kaputt, denn er ist nicht in der Gesinnung<br />

darinnen. Und eigentlich nur, weil es in der Gegenwart soweit<br />

gekommen ist, daß Stil tatsächlich etwas ist, was man gar nicht<br />

mehr fühlt im Leben, muß auch auf solche Dinge aufmerksam gemacht<br />

werden, daß Stil nur dann hervortreten wird beim Menschen,<br />

wenn er in ganz seriöser Weise auch wirklich im Stil darinnen lebt.

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