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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Und so hat man vorzugehen bis zum Kostüm. Dabei wird man sich<br />

klar sein müssen, daß es sich nicht darum handeln kann, sogenannte<br />

Phantasiekostüme, stilisierte Kostüme zu erfinden, damit die Menschen<br />

drin ausschauen wie Schrauben, sondern daß es sich darum handeln<br />

wird, Kostüme zu haben im Schnitt, die schon an die Menschen<br />

angepaßt sind, denn die Stilisierung des Kostümmäßigen auf der<br />

Bühne muß bestehen namentlich in der Wahl der Farben und in der<br />

Harmonik der Farben über die verschiedenen Persönlichkeiten hin. Es<br />

wird niemandem einfallen wollen, in solchen Dingen ganz grobklotzig<br />

vorzugehen und das Nächstbequemste zu wählen, denn das<br />

würde natürlich bedingen, daß man die Maria schwarz anzieht. Aber<br />

Schwarz auf der Bühne kann nur dann sein, wenn es künstlerisch gerechtfertigt<br />

ist; das Schwarze löscht sich ja aus auf der Bühne. Also<br />

könnte man nur Teufel, oder was dem ähnlich ist, in Schwarz erscheinen<br />

lassen, sollte auch nichts anderes wollen. Maria wird schon<br />

ein dunkelviolettes Kostüm zu tragen haben. Und man wird zunächst<br />

an das Kostüm der Maria denken. Beim Stilisieren handelt es sich<br />

immer darum, an was man zuerst zu denken hat, dann kommt man<br />

ganz selbstverständlich dazu, wenn man das violette Kostüm der<br />

Maria hat, für die Elisabeth ein rötlich-gelbliches Kostüm zu wählen,<br />

und dann ergeben sich die Farben der anderen durch entsprechend<br />

geschmackvolle Abschattierung.<br />

Auf diese Weise bekommt man ein Bühnenbild, und Sie werden<br />

sehen, wenn wirklich nach solchen Dingen hin gestrebt wird, geht<br />

das Publikum mit.<br />

Warum wird es denn heute dem Schauspieler so schwer, das Publikum<br />

mitgehen zu lassen? Ja, sehen Sie, weil im Grunde genommen<br />

doch nicht in dem Willen zum Stil der nötige Ernst vorhanden ist.<br />

Eigentlich sollte man über das Publikum möglichst wenig sprechen,<br />

man sollte über die Kunst selber sprechen. Das Publikum hat eigentlich<br />

niemals die Schuld. Aber ich frage Sie, meine lieben Freunde, wie<br />

kann denn Künstlerisches wirklich zutage treten, wenn Theatergründungen<br />

etwa die folgende historisch beglaubigte Gesinnung zugrunde<br />

liegen haben? Es wurde in einer Stadt ein großes Theater begründet<br />

unter einem schriftstellernden Journalisten, der Dramen schrieb, der

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