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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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eigentlich niemals Menschen. Es ist immer nur die Haut da, und die<br />

ist ganz vollgepfropft mit Problemen. - Ja, da kann man viel machen,<br />

denn da kann man erst recht seinen ganzen Menschen hineinlegen, da<br />

muß man das individuelle Gestalten gerade als Schauspieler erst recht<br />

dazugeben.<br />

4. Frage: Wie nimmt sich ein wahres Kunstwerk, speziell das Schauspielkunstwerk,<br />

von der geistigen Welt aus gesehen in seiner Wirkung aus im Gegensatz zu sonstigen<br />

Betätigungen des Menschen?<br />

Vor allen Dingen sind die sonstigen Betätigungen des Menschen<br />

so, daß man sie eigentlich niemals als abgeschlossene Totalität vor<br />

sich hat. Es ist wirklich so, daß die Menschen besonders in unserer<br />

Gegenwart in einer gewissen Weise aus ihrer Umgebung, aus ihrem<br />

Milieu herausgestaltet sind. Hermann Bahr hat das einmal recht treffend<br />

in einem Berliner Vortrag charakterisiert. Er sagte: So in den<br />

neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde es mit den Menschen<br />

etwas ganz Eigentümliches. Wenn man da in eine Stadt kam, in eine<br />

fremde Stadt, und man begegnete den Leuten, die abends aus der<br />

Fabrik kamen - ja, es sah immer einer ganz so aus wie der andere,<br />

und man bekam förmlich einen Zustand, der einem Angst machen<br />

konnte, denn man glaubte zuletzt nicht mehr, daß man es mit so vielen<br />

Menschen, von denen der eine dem anderen gleicht, zu tun hat,<br />

sondern daß es ein und derselbe ist, der sich nur soundso oft vermannigfaltigt.<br />

- Er sagte dann: Nun kam man von den neunziger<br />

Jahren in das 20. Jahrhundert hinein - er spielte dabei etwas kokett<br />

an, daß er, wenn er irgendwo in eine Stadt kam, recht oft eingeladen<br />

wurde -, wenn man irgendwo eingeladen war, dann hatte man immer<br />

eine Tischdame rechts und links; am anderen Tag wieder eine Tischdame<br />

rechts und links, und am nächsten Tag eine ganz andere wieder<br />

rechts und links. Aber man konnte nicht unterscheiden, wenn man<br />

eine ganz andere hatte, so daß man nicht wußte, ist das nun die von<br />

gestern oder von heute! - So sind die Menschen durchaus eine Art<br />

Abklatsch ihres Milieus. Es ist das besonders in der Gegenwart so<br />

geworden.<br />

Nun, man braucht es ja nicht so grotesk zu erleben, aber es ist etwas<br />

daran, daß man auch im allgemeinen den Menschen in seiner sonstigen

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