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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Man sieht dann diese Krankheit durch Schulen und durch alles mögliche<br />

hindurchgehen, und keiner fragt: Ja, ist denn das überhaupt möglich,<br />

daß der Teil das sagt? Gibt es denn das? - Das gibt es nämlich<br />

nicht. Gewiß, den Charakter gibt es, den Schiller wollte. Der wird<br />

selbstverständlich nicht große Worte schwätzen und sich vorne hinsetzen<br />

bei den Versammlungen, aber er wird schon ganz rückwärts<br />

sitzen und zuhören und nicht damit renommieren, daß die anderen<br />

reden sollen und man ihn rufen soll zur Tat, so daß er gar keine Ahnung<br />

hat, was er eigentlich tun soll. Sehen Sie, das gibt es eben überhaupt<br />

nicht, was da Schiller schreibt. Und man kann an solchen Dingen<br />

auch noch seine Unbefangenheit schulen, und das ist im Künstlerischen<br />

außerordentlich notwendig. Schiller ist eben, wie ich sagte, gescheitert,<br />

weil er das Stilisieren bis in die Schablone hinein treibt.<br />

Das Stilisieren darf aber nicht aus dem Leben herausgehen, sondern<br />

muß natürlich im Leben darinnen bleiben.<br />

Nun bekommt der Schauspieler oder der Lernende des Schauspiels<br />

das eine oder andere dichterische Werk, von deren Art ich gesprochen<br />

habe, um daran die Darstellungskunst zu üben. Wie wird man vorgehen,<br />

sagen wir, um in die Bühnenpraxis hineinzukommen, bei den<br />

«Räubern» oder bei «Don Carlos»? Wie wird man vorgehen bei der<br />

«Maria Stuart» oder bei der «Braut von Messina»? Hat man ein<br />

Drama der ersteren Art vor sich, dann wird es sich darum handeln,<br />

daß man möglichst bald, nachdem man dasjenige vorgenommen hat,<br />

was ich als Ausbildung von Mimik und Gebärde charakterisiert habe,<br />

während der andere rezitiert, dieses überzuführen hat in das gleichzeitige<br />

Rezitieren, gleichzeitige Sprechen und Spielen des Akteurs.<br />

Man muß zuerst auch das Gebärdenhafte üben, aber kurz, und möglichst<br />

bald die Gebärde mit dem Worte in Verbindung bringen.<br />

Hat man Dramen der zweiten Art vor sich, so ist das andere notwendig.<br />

Man lasse sich so lange wie möglich vorsprechen, übe Gebärde<br />

und Mimik und versuche, so spät als möglich beides in der<br />

eigenen Person miteinander zu verbinden. Dadurch bekommt man in<br />

dem zweiten Falle dasjenige heraus, was in dem ersten Fall nicht notwendig<br />

ist, ja vielleicht sogar schädlich werden kann. Man bekommt<br />

nämlich das heraus, daß die Gebärde, die dann festliegt, die da ist, in-

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