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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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ZWÖLFTER VORTRAG<br />

Dornach, 16. September 1924<br />

Künstlerische Dramatik<br />

Stilisierte Stimmungen<br />

Wir wollen heute damit beginnen, eine Szene zu rezitieren, welche<br />

aus einem Bestreben hervorgegangen ist, gerade im Dramatischen zu<br />

einem wirklichen Stil zu kommen. Ich möchte nur mit ein paar Worten<br />

diese Sache berühren, weil sie eigentlich zeigt, wie der wirkliche<br />

Dichter im besten Sinne des Wortes sich zu dieser Stilfrage im praktischen<br />

Schaffen stellt. Wir wissen, daß Schiller nicht mit eigentlichen<br />

Stildramen begonnen hat, sondern daß er - von den «Räubern» gar<br />

nicht zu reden - in «Fiesko», in «Kabale und Liebe» und sogar noch<br />

in «Don Carlos» nicht eigentlich bis zum Stil hin erhobene Dramen<br />

geschaffen hat. Es versiegte dann seine dichterische Schaffenskraft,<br />

und Schiller mußte sich wesentlich anderen Dingen hingeben. Aber<br />

in jener Zeit wandelte sich das ganze Verhältnis zwischen Schiller und<br />

Goethe. Und Schiller bildete eigentlich seine weitere künstlerische Anschauung<br />

aus, man kann schon sagen, indem er als Grundlage für<br />

diese Ausgestaltung den Anblick desjenigen hatte, was Goethes Schaffen<br />

ausmachte. An Goethes Schaffen bildete sich Schiller wiederum<br />

heran zu seiner weiteren dramatischen Tätigkeit. Das kann man Stück<br />

für Stück im Briefwechsel oder in der Mitteilung der Gespräche aus<br />

der damaligen Zeit verfolgen. Und es braucht nicht wunderbar zu<br />

erscheinen, daß Schiller, der gewissermaßen in Goethe den repräsentativen<br />

Künstler sah, Goethe zum Vorbilde nahm, der etwa an «Iphigenie»<br />

und «Tasso» geschaffen hat, also gerade das Dramatische bis<br />

herauf zum Sprachstil gehoben hat.<br />

Gewiß dachte Schiller nicht daran, die Dramatik ganz und gar vorrücken<br />

zu lassen bis zu diesem Sprachstil hin allein, sondern er dachte<br />

natürlich an die Totalität des Dramatischen. Aber er strebte mit allen<br />

Kräften nach dem Stil hin. Und so sehen wir ihn schon im «Wallenstein»,<br />

ich möchte sagen, sich immer mehr und mehr zum Stil heraus-

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