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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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en Zyklen und so weiter -, sobald man sich einlebt durch das, was<br />

einem Geisteswissenschaft dadurch vermitteln kann, daß sie den Ursprung<br />

dieser Dramen im Lichte der Mysterien in einer besonderen<br />

Weise aufdeckt - darauf hat gestern Herr Uehli hingewiesen -, ist es<br />

dann möglich, die Gestaltung dieser Dramen zu verlebendigen. Natürlich<br />

wäre es ein Anachronismus, wenn man sie so aufführen wollte, wie<br />

die Griechen sie aufgeführt haben. Man könnte das natürlich einmal<br />

tun, um ein historisches Experiment zu machen, aber man müßte sich<br />

auch bewußt sein, daß das nichts weiter ist als ein historisches Experiment.<br />

Doch sind die griechischen Dramen eigentlich zu gut dazu.<br />

Sie können durchaus noch verlebendigt werden im heutigen Menschen,<br />

und es wäre sogar ein großes Verdienst, sie durch geisteswissenschaftliche<br />

Art zu verlebendigen im geisteswissenschaftlichen<br />

Sinne, und sie dann erst in Darstellungen umzusetzen.<br />

Dagegen ist es für den heutigen Menschen möglich, sich ohne<br />

besondere Schwierigkeit in die besondere Gestaltung Shakespeares hineinzuversetzen.<br />

Dazu braucht man nur heutiges menschliches Empfinden<br />

und Vorurteilslosigkeit. Und die Gestalten des Shakespeare<br />

sollten eigentlich wirklich so angesehen werden, wie sie zum Beispiel<br />

Herman Grimm angesehen hat, der das Paradoxon sagte, das aber sehr<br />

wahr ist, wahrer als manche historische Behauptung: Es ist eigentlich<br />

viel gescheiter, wenn man den Julius Cäsar bei Shakespeare studiert,<br />

als wenn man ihn aus einem Geschichtswerk studiert. - Tatsächlich<br />

liegt in Shakespeares Phantasie die Möglichkeit, so hinüberzukriechen<br />

in die Gestalt, daß sie in ihm lebendig wirkt, daß sie wahrer ist als<br />

jede historische Darstellung. Deshalb wäre es natürlich auch schade,<br />

etwa die Shakespeareschen Dramen heute nicht aufführen zu wollen,<br />

und es handelt sich darum, wirklich der Sache so nahe zu sein, daß<br />

man einfach die allgemeine Hilfe, die man sich aneignet, die Technik<br />

und so weiter auf diese Gestalten anwenden kann.<br />

Nun liegt ja allerdings zwischen Shakespeare und den französischen<br />

Dramatikern, denen dann Schiller und Goethe noch nachgestrebt<br />

haben, und den neuesten, den modernen Dramatikern, ein Abgrund.<br />

Bei Ibsen haben wir es eigentlich mit Problemdramen zu tun, und<br />

Ibsen sollte eigentlich so dargestellt werden, daß man sich bewußt

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