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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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anderen Leuten überlassen kann. Und für dasjenige, was da gerade<br />

durch den Schauspieler wiederum aus seiner Kunst heraus beobachtet<br />

und gebracht werden kann, müßten eigentlich alle Menschen Interesse<br />

haben, denn das würde ein sehr interessantes Kapitel auch der<br />

Menschenbeobachtungskunst sein, und aus einer solchen würde sich<br />

gerade dasjenige, was - ich möchte das Paradoxon gebrauchen - naiv<br />

bewußte Handhabung der Schauspielerkunst ist, was in ganz besonderer<br />

Art Schauspielerkunst ist, entwickeln können.<br />

3. Frage: Welchen Wert hat für unsere Zeit die Aufführung der Dramen vergangener<br />

Epochen, zum Beispiel der griechischen Dramen, der Dramen Shakespeares sowie der<br />

Dramen der letzt vergangenen Zeit über Ibsen, Strindberg bis zu den Modernen?<br />

Nun, nicht wahr, in bezug auf die schauspielerische Auffassung<br />

wird sich natürlich der heutige Mensch anderer Formen bedienen<br />

müssen, als diejenigen waren, deren sich die griechische Schauspielkunst<br />

zum Beispiel bedient hat. Aber das hindert nicht, ja es wäre sogar<br />

eine Sünde, wenn wir es nicht täten, daß wir griechische Dramen<br />

heute auf die Bühne bringen. Nur müssen wir bessere Übersetzungen<br />

haben, wenn wir sie in die moderne Sprache übersetzen, als etwa diejenigen<br />

des philiströsen Wilamowit^, der gerade durch die lexikalisch<br />

wortgetreue Übersetzung das, was an Geist in diesen Dramen ist, gar<br />

nicht trifft. Wir müssen uns aber auch klar sein, daß wir dem modernen<br />

Menschen eine solche Kunst vorführen müssen, die für sein Auge, für<br />

sein Auffassungsvermögen geeignet ist. Dazu ist natürlich für die<br />

griechischen Dramen notwendig, daß man sich etwas tiefer in sie hineinlebt.<br />

Und ich glaube nicht - nehmen Sie das für eine paradoxe Anschauung<br />

-, daß man sich in das griechische Drama des Äschylos oder<br />

des Sophokles, bei Euripides mag es leichter gehen, hineinleben kann,<br />

ohne daß man sich auf geisteswissenschaftliche Art der Sache nähert.<br />

Geisteswissenschaftlich müssen diese Gestalten in den Äschylos- und<br />

Sophokles-Dramen eigentlich lebendig werden, denn in dieser Geisteswissenschaft<br />

liegen erst die Elemente, die unser Empfinden, unsere<br />

Willensimpulse so wiedergeben können, daß wir aus den Gestalten<br />

dieser Dramen etwas machen können. Sobald man sich aber einlebt<br />

in diese Dramen durch das, was einem Geisteswissenschaft vermitteln<br />

kann - Sie finden ja die verschiedensten Andeutungen darüber in unse-

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