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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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nachdem der Mensch sein Temperament hat, schaut die Landschaft<br />

aus bis in ihre Farbengebung hinein. Bei einem wirklichen elementaren<br />

Künstler wird es wirklich so sein, daß, wenn er selber in seiner<br />

Seele eine melancholische Grundstimmung hat, er dann die Schattenseite<br />

der Dinge mit ihren schattennuancierten Farbenstimmungen uns<br />

entgegenbringen wird. Wenn einer ein innerlich sanguinisches Temperament<br />

hat, dann wird das Rötlich-Gelbliche auf den Blättern da<br />

tanzen, wo der Sonnenschein auf die Blätter auffällt. Und wenn man<br />

einmal gewahr wird in der Welt, daß einer solch ein Rotes, Tanzendes<br />

malt im Sonnenschein, und man ihn nachher kennenlernt und er<br />

eigentlich ein melancholischer Mensch ist, dann ist er kein Maler,<br />

dann hat er das Malen gelernt. Und das ist ein großer Unterschied,<br />

ob man ein Maler ist, oder ob man das Malen lernt, obwohl der Maler,<br />

der es ist, auch das Malen gelernt haben muß!<br />

Die neueste Zeit hat vielfach daraus den Schluß gezogen, also ist<br />

derjenige kein Maler, der das Malen gelernt hat, und derjenige ist ein<br />

Maler, der nie etwas gelernt hat. Das ist aber nicht richtig. Ich möchte<br />

sagen, will man den wirklichen Maler charakterisieren, so muß man<br />

sagen: Er muß ein Maler sein. - Dann geniert man sich ein bißchen<br />

und sagt noch dazu: Aber er muß Malen dazugelernt haben. - Wenn<br />

man aber so einen sieht, wie ich ihn eben beschrieben habe, dann sagt<br />

man, um nicht Anstoß zu erregen, denn Höflichkeit ist eine Tugend:<br />

Er hat das Malen gelernt. - Aber im stillen fügt man bei: Aber er ist<br />

doch kein Maler.<br />

Ich will nicht gerade mit diesen Dingen vorbildlich wirken, aber<br />

ich möchte eben auf Usancen hindeuten, die wirklich bei vielen Menschen<br />

deshalb vorhanden sind, weil sie sich ja sonst nicht retten könnten<br />

gegenüber den Prätentionen, die an sie herantreten.<br />

Nun also, dasjenige darzustellen, was unmittelbar da ist, dazu ist<br />

keine Veranlassung; wohl aber ist alle Veranlassung, daß der Mensch,<br />

der auf der Bühne steht als Darsteller, zunächst seinen gewöhnlichen<br />

Menschen vergessen läßt und ganz der Mensch wird, der in der<br />

Sprachgestaltung lebt, so wie ich es dargestellt habe. So daß man von<br />

dieser Sprachgestaltung, wie ich es dargestellt habe, vom schneidenden,<br />

vom langsam gezogenen, kurz abgemessenen, von dem rasch

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