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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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sollte, demgegenüber wäre das, was heute auf unserer Bühne entwickelt<br />

wird, dem Griechen als ein Mäusleinpiepsen vorgekommen.<br />

Es ist schon so. Denn da stürmte die göttliche Welt durch die Darstellung<br />

herein.<br />

Nun aber wurde der Mensch gewissermaßen gewahr, daß das Göttliche<br />

in ihm selber ist. Aus der Gottesdarstellung wurde eine Menschendarstellung.<br />

Und die notwendige Folge ist, daß der Mensch lernen<br />

muß, seine Prosa zu stilisieren, seine inneren Erlebnisse in die<br />

Außenwelt und ihre Offenbarung hineinzutragen. Aber da genügt<br />

wahrhaftig nicht, daß wir uns so benehmen, wie wir uns im Leben<br />

benehmen. Das brauchte man nicht darzustellen. Das hat man wirklich<br />

im Leben genug. Und den künstlerisch empfindenden Menschen<br />

kann eigentlich die bloße Nachahmung des Lebens nicht interessieren,<br />

weil das Leben dann immer reicher ist als dasjenige, was man herausschälen<br />

kann.<br />

Betrachten Sie das nur an anderem Künstlerischen als an der Schauspielkunst.<br />

Landschaftsmalerei hat wirklich nicht viel Sinn, wenn<br />

einer Bäume abmalt mit der Absicht, Bäume abzumalen, um zu zeigen,<br />

ob sie Nadeln oder Blätter haben, um oben solche Wolkenformen abzumalen,<br />

unten einen Wiesengrund, um die Farben der Blumen wiederzugeben.<br />

Man kann das mit künstlerischem Sinn eigentlich nicht<br />

anschauen. Warum? Weil es immer schöner ist, draußen in der Natur<br />

das anzuschauen. Solche Landschaftsmalerei hat gar keine Daseinsberechtigung.<br />

Es ist wirklich immer schöner in der Natur draußen.<br />

Die Landschaftsmalerei beginnt erst einen Sinn zu haben, wenn<br />

man zum Beispiel einer Abendstimmung gegenübersteht, der Baum<br />

geht einen gar nichts an, aber das Licht, wie es aufgefangen wird vom<br />

Baume, das hat eine bestimmte Stimmung, eine Stimmung, die im<br />

Momente entsteht, im Momente vergeht, die nicht auf den trockenen,<br />

nüchternen Philisterbeschauer einen großen Eindruck macht, aber die<br />

geistesgegenwärtig im besten Sinne des Wortes im Augenblicksempfinden<br />

festgehalten werden kann. Schaut man dann eine solche<br />

Landschaft an, dann schaut man eigentlich die Blickdurchgeistigung<br />

eines Menschen in einem Augenblicke an. Man schaut hinüber durch<br />

die gestaltete Landschaft in die Seele eines Temperamentes. Denn je

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