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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Das ist noch im Mittelalter greifbar, meine lieben Freunde. Gehen<br />

wir zurück hinter diejenigen Zeiten, in denen sich dann die Weltlichkeit<br />

des Bühnenspieles bemächtigt hat, so finden wir durchaus die<br />

bühnenmäßige Darstellung nur im Anhange an den Kultus. Wir sehen,<br />

wie der Weihnachtskultus, der sozusagen die Menschen hinauf leiten<br />

soll zur Anschauung des Göttlichen, in einer gewissen Situation in<br />

oder vor der Kirche fortgesetzt wird, umgestaltet wird zu den Weihnachtsspielen,<br />

wie das Schauspielerische die Erweiterung des in der<br />

Kirche gepflogenen Kultus ist, wie der Geistliche, der den Kultus<br />

zelebriert, nachher selber erscheint als Schauspieler und bei den Weihnachtsspielen<br />

mitwirkt.<br />

Es ist nicht mehr dieselbe heilige Empfindung dem zugrunde liegend,<br />

wie das war bei den alten Mysterien, wo das Schauspiel eingegliedert<br />

war, im Mysterium drinnenstand, unmittelbar dazugehörte,<br />

sondern es ist schon etwas Abgesondertes bei den beiden; aber es ist<br />

doch so, daß man deutlich die Zusammengehörigkeit noch fühlt. Und<br />

so in den anderen Festeszeiten.<br />

Und wenn man diesen sakralen Ursprung des Schauspiels auf der<br />

einen Seite sieht, dann wird man schon auch finden, wie das andere<br />

Glied, ich möchte sagen, das mehr weltliche Glied, das nicht mehr<br />

so nahe dem Kultusmäßigen steht, dazukommt. Es hatte einen ähnlichen<br />

Ursprung. Der Mensch hat zunächst nur gefühlt in der großen<br />

Natur draußen das Göttliche, mit dem er zusammenhing, den<br />

Gott in den Wolken, den Gott in dem Blitz und Donner, aber vor<br />

allen Dingen, den Gott hereinkommend dann, wenn objektiv hingestellt<br />

wird durch den Chor das gestaltete und musikalisch modulierte<br />

Wort.<br />

Aber gerade daran hat der Mensch allmählich gelernt, das andere<br />

Geheimnis wahrzunehmen, daß dem Göttlichen, das uns aus Weltenweiten<br />

entgegenkommt, von innen heraus wie ein Echo das Göttliche<br />

entgegenklingt, das in uns selber wohnt. Und daraus erfaßte dann<br />

den Menschen etwa eine Empfindung, die in der folgenden Weise<br />

charakterisiert werden könnte.<br />

Der Chor bereitete ursprünglich den Boden durch dasjenige, was<br />

er hervorbrachte für das künstlerisch gestaltete Wort, in dem der Gott

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