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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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man es in seiner vollen Körperhaftigkeit vor sich, nicht bloß, ich<br />

möchte sagen, als eine äußere nebulose Umhüllung des Namens,<br />

dann geht ein solches Anschauen auch schon über in die Möglichkeit<br />

des Büdens, des Gestaltens.<br />

Also vor allen Dingen muß der Schauspieler ein scharfer Beobachter<br />

sein, und es muß ihn in dieser Beziehung ein gewisser Humor auszeichnen.<br />

Humoristisch muß er diese Dinge nehmen. Denn, sehen<br />

Sie, sonst könnte ihm das passieren, was jenem Professor passierte,<br />

der eine Zeitlang immer aus dem Konzept kam, weil gerade in der<br />

Bank vor ihm ein Student saß, dem der Knopf oben an der Weste<br />

abgerissen war. Nun war der betreffende Professor darauf angewiesen,<br />

sich zu sammeln, indem er auf diesen fehlenden Knopf hinguckte.<br />

Da war es nicht der Beobachtungswille, sondern der Konzentrationswille.<br />

Aber nun hatte der Student eines Tages seinen abgerissenen<br />

Knopf wieder angenäht, und siehe da, der Professor verlor alle Augenblicke<br />

den Faden der Konzentrierung! Das ist ohne Humor die Anschauung<br />

der Welt in sich aufnehmen, das darf der Schauspieler auch<br />

nicht haben; er muß eben humorvoll die Sache ansehen, immer darüberstehen,<br />

dann wird er auch die Sache gestalten.<br />

Das ist also etwas, was durchaus beobachtet werden muß, und wenn<br />

man sich dann daran gewöhnt, solche Dinge formulieren zu lernen,<br />

wenn man wirklich sich gewöhnt, gewisse innere Zusammenhänge<br />

zu sehen in dem, was körperhafte Anschauung ist, und wenn man<br />

sich durch einen gewissen Humor darüberstellt, so daß man es wirklich<br />

gestalten kann, nicht sentimental gestaltet - sentimental darf man<br />

nämlich nicht gestalten -, dann wird man auch bei dem Handhaben<br />

einer solchen Sache jene Leichtigkeit entwickeln, die man immer<br />

haben muß, wenn man in der Welt des Scheines charakterisieren will.<br />

Aber charakterisieren soll man in der Welt des Scheines, sonst bleibt<br />

man immer ein nachahmender Stümper in dieser Beziehung. Also indem<br />

tatsächlich untereinander jene, die in der Schauspielkunst tätig<br />

sind, sich in dieser Weise, ich möchte sagen, über soziale Physiognomik<br />

unterhalten, werden sie ungeheuer viel zusammentragen,<br />

was mehr wert ist als Dramaturgie, und namentlich Schauspielerbiographien<br />

und Theatergeschichten. Das ist etwas, was man immerhin

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