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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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ten lebte, nötig machte, daß der Mensch sich selber hinstellte, um die<br />

Konturen, die man nicht mehr im malerisch-plastisch-musikalischen<br />

Worte wahrnahm, die Götterkonturen, durch seine Konturen darzustellen.<br />

Aber es durfte nicht vergessen werden, daß er ein Gott ist. Und<br />

sehen Sie sich die ägyptischen Götter an. Man hat ihnen in der Regel<br />

nicht, wenn es nicht wiederum in anderer Absicht lag, fade Menschengesichter<br />

gemacht - ich bitte aber, sich zu erinnern aus früheren Vorträgen<br />

dieses Kursus, wie ich das meine -, man hat ihnen nicht fade Menschengesichter<br />

gemacht. Die ägyptischen Götter, gerade die höheren,<br />

das heißt, die mehr ins Geistige hineingehen, hatten Tiergesichter,<br />

hielten fest dasjenige, was auf das Ewige deuten sollte, nicht das ewig<br />

bewegliche Menschenantlitz. Das sollte zum Ausdrucke kommen<br />

durch ihre übrige Gebärde; das Dauernde sollte auch im Dauern der<br />

Physiognomie da sein. Ein Menschenantlitz kann man nicht dauernd<br />

unbeweglich sein lassen. Da nimmt es den Ausdruck des Toten, des<br />

Starrkrampfigen an. Will man das Dauernde, das dem Geistigen eigen<br />

ist, gegenüber dem Wechselnden für die sinnliche Welt verkörpern,<br />

dann muß man notwendigerweise zum Tiergesicht greifen.<br />

So sehen wir im ägyptischen Kultus auf der einen Seite die eigentlichen<br />

übersinnlichen Götter mit den Tiergesichtern. So sehen wir<br />

beim Auftauchen des Menschen auf der Bühne den Menschen mit der<br />

ans Tierische erinnernden Maske. Die Dinge haben sich aus dem inneren<br />

Gang des spirituellen Lebens heraus entwickelt.<br />

Aber der Mensch stellte zunächst nicht den Menschen dar, er stellte<br />

den Gott dar, zumeist denjenigen Gott, der den Menschen am nächsten<br />

steht, den Dionysos. Und so war dem Chore zugesellt in der<br />

Mitte der Schauspieler; zuerst einer, dann zwei, die zum Dialog übergingen,<br />

und dann immer mehr und mehr. Nur wenn man in der ganzen<br />

dramatischen Darstellungskunst den Zauberhauch dieses ihres<br />

Ursprungs verspürt, dann stellt man sie heute als Akteur in der richtigen<br />

Weise noch vor die Zuschauer hin, denn dann weiß man, wie<br />

aus dem Kultus heraus, der auch darstellen will dasjenige, was im<br />

Übersinnlichen liegt, in der sinnlichen Welt, die Schauspielkunst hervorgetreten<br />

ist.

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