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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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nicht Schauspieler, die etwas darstellten, einen Gott oder einen Menschen,<br />

sondern daß man Chöre hatte, Chöre, welche in einer Sprachgestaltung,<br />

die zwischen der gewöhnlichen Sprachgestaltung und dem<br />

Singen mitten drinnensteht, eine besondere Art künstlerischen Rezitativs<br />

darstellten mit Instrumentenbegleitung; daß man dadurch in<br />

einer weit über das Gewöhnliche hinausgehenden Stilisierung hervorbrachte<br />

in dem Laut, in den Silben, in den Satzbildungen ein wirkliches<br />

Kunstgebilde, das da auf dem Bühnenraum schwebte, rein gestaltet<br />

aus demjenigen, was aus dem musikalischen, aus dem plastischen,<br />

aus dem malerischen Worte sich hinzauberte vor dem Zuschauer<br />

oder Zuhörer, der da war. Und der Zuhörer hatte nach diesen<br />

alten Begriffen nicht bloß die Vorstellung, sondern die reale Anschauung:<br />

diese Chöre haben alles dasjenige getan, was sie da entwickeln,<br />

getan, um den Göttern die Möglichkeit zu geben, in der musikalischplastischen<br />

Wortbildung selber da zu sein.<br />

So war die musikalisch-plastisch-malerische Wortbildung bis zu<br />

jener Individualisierung gekommen, in der sie ganze Götterwesen bedeuten<br />

konnte. Das wurde innerhalb uralter Zeiten in den Mysterien<br />

wirklich gepflegt. Und in der Darstellung ergab sich dann dasjenige,<br />

was zwischen dem, das auf der Bühne vorgeht, und dem, was im<br />

Zuschauerraum erlebt wird, vorhanden war und, ich möchte sagen,<br />

wie eine Astralaura den ganzen Raum durchschwebte: dasjenige, was<br />

wir heute Furcht vor dem göttlichen Dasein, Ehrfurcht, Scheu nennen<br />

können. Der Mensch fühlte sich in der Gegenwart einer übersinnlichen<br />

Welt. Diese Empfindung, sie sollte da sein.<br />

Und verbunden mit ihr sollte sein das sich im Menschen regende<br />

Gefühl, mit dieser Götterwelt in seinem moralischen, in seinem seelischen<br />

Verhalten zu leben. Miterleben des Göttlichen war als zweites<br />

beabsichtigt in diesen alten Mysterien. Furcht vor den Göttern im<br />

besten Sinne des Wortes und Miterleben des Göttlichen.<br />

Und sehen Sie, allmählich sank bei den Menschen hinunter die<br />

Fähigkeit, im Gestalteten, das nicht ein Natürliches ist, überhaupt noch<br />

etwas zu sehen. Und die Folge davon war, daß dasjenige, was eigentlich<br />

zuerst bloß im Worte lebte, im plastischen, malerischen, musikalischen<br />

Worte lebte, im gestalteten Rezitativ lebte, im Hochstilisier-

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