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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Habe ich zum Beispiel einen Hofrat darzustellen, zu dem ein<br />

Mensch kommt, der eine Stellung haben will - das kann ja auch in<br />

einem Stück vorkommen -, der sich demgemäß benimmt, Schmeicheleien<br />

sagt und so weiter, so wird es gut sein, wenn ich dabei zu<br />

sprechen habe, zu allem übrigen - das übrige wird dadurch wesentlich<br />

unterstützt -, den Nachgeschmack zu halten, den ich beim Zuckergenuß<br />

habe. Auch beim Anhören wird sogar die Gebärde sich instinktiv<br />

in der richtigen Weise gestalten, wenn ich mir den Nachgeschmack<br />

des Zuckergenusses vor die Seele stelle.<br />

Man könnte heute sagen, wenn so etwas ausgedrückt wird, fasse<br />

man die Sache ziemlich realistisch, materiell, naturalistisch auf. Aber<br />

man bekommt eigentlich nur die Anregung, die Dinge so auszusprechen,<br />

wenn man die andere Seite in Betracht zieht, von der ich<br />

auch Andeutungen gemacht habe, die historische Entwickelung desjenigen,<br />

was zu unserem heutigen Schauspiel geführt hat. Denn letzten<br />

Endes liegt die Entwickelung zu unserem Schauspiel hin dennoch<br />

in ihrem Anfang, in ihrem Keime bei alledem, was als Mysterium<br />

empfunden wird. Und man bekommt nicht eine würdige Auffassung<br />

von der Schauspielkunst, wenn man nicht zurückgehen kann zur<br />

Mysterienkunst. Mysterienkunst aber war auf der einen Seite darauf<br />

aus, alle Darstellung zu verfolgen bis zu jenen Impulsen, die aus der<br />

geistigen Welt in den Menschen eindringen. Sie war aber auf der anderen<br />

Seite auch darauf aus, diese geistigen Impulse bis in solche materielle<br />

Details zu verfolgen, daß diejenigen, die in alten Mysterien darstellen<br />

sollten, durch Essig oder so etwas ähnliches, durch Wermut<br />

und so weiter dazu vorbereitet wurden, Wort, Mimisches, Gebärden zu<br />

finden. Da beginnt man dann die Sache erst künstlerisch ernst zu nehmen,<br />

wenn man sich darauf einläßt, bis in das körperliche Erleben<br />

hinein die künstlerische Gestaltung aufzusuchen. Sonst bleibt man<br />

dennoch bei einer Darstellung, die notwendigerweise durch ihr eigenes<br />

Wesen bis in die Fingerspitzen gehen muß - ich habe auch schon<br />

gesehen, daß man auf der Bühne die Zunge herausstreckt, die also<br />

bis zur Zungenspitze geht -, beim Oberflächlichen hängen, wenn man<br />

nicht so weit geht.<br />

Nun tritt allerdings in demjenigen, was heute vielfach als primitive

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