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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Dinge zunächst wirklich so anzusehen, wie sie angesehen werden müssen<br />

bei dem mehr Faßbaren, um dann überzugehen zu dem mehr<br />

Geistigen.<br />

Gehen wir deshalb jetzt von der gewöhnlichen physischen Geschmacksempfindung<br />

aus, denn es ist nicht unnötig, daß man das Erfassen<br />

eines Künstlerischen beim Menschen als Geschmack bezeichnet.<br />

Wenn man heute vom Geschmack im Künstlerischen spricht und<br />

vom Geschmack bei der Gurke oder dem Kalbsbraten, so fühlt man<br />

nicht mehr die Notwendigkeit, welche die Menschen dazu veranlaßt<br />

hat, das eine und das andere mit dem Worte Geschmack zu belegen.<br />

Aber nehmen Sie die Tatsache, daß der Mensch, wenn er Bitteres genießt<br />

- dasjenige, was man im Speisen- oder Getränkegenuß bitter<br />

nennt, das ganz gewöhnliche materiell Bittere -, dann das Geschäft,<br />

für ihn die Empfindung des Bitteren zu besorgen, dem rückwärtigen<br />

Teil seiner Zunge und dem Gaumen auflegt, so daß also in dem<br />

Augenblicke, wo Bitteres von Ihrem Mund in Ihre Speiseröhre geht,<br />

und Sie das Erlebnis, das ganz materiell physische Erlebnis des Bitteren<br />

haben, bei dieser Angelegenheit Ihr Gaumen in Verbindung mit<br />

der Zunge und der hintere Teil der Zunge beschäftigt ist.<br />

Nun können Sie auch Saures genießen, dasjenige, was Sie genießend<br />

in das Erlebnis des Sauren hineinbringt. Da legen Sie wiederum hauptsächlich<br />

Ihrem Zungenrand die Verpflichtung auf, für Sie die Empfindung<br />

des Sauren zu vermitteln; der ist beschäftigt, während Sie das<br />

Erlebnis des Sauren haben. Und haben Sie die Empfindung des Süßen,<br />

dann ist Ihre Zungenspitze vorzugsweise beschäftigt. So sehen wir<br />

also, wie das Verhältnis zur Außenwelt sich streng nach den Gesetzen<br />

des Organismus regelt. Wir können nicht mit der Zungenspitze irgendwie<br />

die Freundschaft so schließen, daß sie uns das Saure oder Bittere<br />

vermittelt; sie bleibt untätig beim Sauren oder Bitteren, sie hat schon<br />

einmal die charaktervolle Eigentümlichkeit, nur wenn wir etwas Süßes<br />

durch den Mund gehen lassen, tätig zu sein.<br />

Nun übertragen wir wirklich nicht ohne Grund die Ausdrücke<br />

sauer, bitter, süß auf moralische Eindrücke. Wir sprechen sogar in<br />

sehr dezidierter Weise von dem Sauren, von dem Bitteren, von dem<br />

Süßen bei moralischen Eindrücken. Ich sage in dezidierter Weise

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