28.03.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dem anderen überlegen ist, so hinsteht, daß er gegenüber dem Zuschauer<br />

im ganzen Profil erscheint und den Kopf etwas zurückstellt.<br />

Es muß eben aller Dilettantismus hinaus aus der Bühnendarstellung.<br />

Es muß wiederum diese Möglichkeit geschaffen werden, daß gerade<br />

so, wie man die Farben behandeln muß beim Malen, wie man das<br />

lernen muß, wie Voraussetzungen dazu da sein müssen, so müssen<br />

Voraussetzungen da sein bei der Bühnenkunst; sonst ist man nicht<br />

Schauspieler, sonst schauspielert man nicht künstlerisch, sondern man<br />

«reinhardtet» höchstens oder «bassermannt»!<br />

Wenn Sie also so dem Zuschauerraum gegenüberstehen im teilweisen<br />

Profil, da handelt es sich darum, daß nun nicht die intellektuelle<br />

Überlegenheit zum Ausdrucke kommt, sondern gerade, namentlich<br />

wenn der Kopf etwas geneigt ist - wenn Sie so stehen -, die intellektuelle<br />

Anteilnahme an demjenigen, was gesprochen wird, die intellektuelle<br />

Anteilnahme.<br />

Dagegen kann alles dasjenige, was das Gemüt des Zuhörenden veranschaulichen<br />

soll, auf der Bühne nur so gesprochen werden, daß der<br />

Zuschauer möglichst viel dieses Gesicht en face sieht. Es ist etwas<br />

ungeheuer Belebendes, wenn nicht auf das Verständnis hin des Zuhörers<br />

- ich meine jetzt des Zuhörers als Schauspieler auf der Bühne -,<br />

sondern wenn so gesprochen wird, daß dann, wenn auf seinen Verstand<br />

gewirkt werden soll durch den Verstand des anderen, die Profilstellung<br />

gewählt wird; wenn auf das Gemüt gewirkt werden soll, die<br />

en-face-Stellung gewählt wird.<br />

Dadurch aber, daß solche Dinge nun wirklich durchschaut werden,<br />

bekommt die Bühnenkunst wiederum über den Dilettantismus hinaus<br />

einen Inhalt. Das Intellektuelle, das Gemütvolle wird so schon durch<br />

die Art, wie der Schauspieler steht, oder geht, zum Ausdrucke kommen.<br />

Das Wollen aber wird immer in die Bewegung hineinzubringen<br />

sein, wobei durchaus dasjenige respektiert werden muß, was ich über<br />

die Bewegungsform schon gesagt habe. Jenes Wollen, hervorgehend<br />

aus dem betreffenden Inhalt, das zugibt dem anderen dasjenige, was<br />

er will. Nicht wahr, sprachlich drückt ja einer aus, was er will; wenn<br />

man zuhört, kann man entweder einschnappen in sein Wollen, oder<br />

man kann es hindern wollen. Das sind die zwei Situationen, die im

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!