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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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sprechende erreichen würde. Diese Dinge müssen so ins Auge gefaßt<br />

werden, wenn wiederum wirkliche, totale Regiekunst herauskommen<br />

will.<br />

Aber nun weiter. Es müssen die Dinge auch weiter studiert werden.<br />

Und da handelt es sich darum, daß wir zum Beispiel über so<br />

etwas eine künstlerisch geformte Anschauung erhalten. Man kann den<br />

Menschen sehen: er steht für den Zuschauer im Profil; man kann ihn<br />

sehen im teilweisen Profil; man kann ihn sehen en face. Alle drei<br />

Arten des Gesehenwerdens haben einen besonderen Inhalt. Und wer<br />

das Leben kennt, weiß, wie die Menschen, wenn sie die Dinge<br />

machen - im Leben macht man sie durch Koketterie, in der Kunst<br />

macht man sie künstlerisch -, sich instinktiv hineinstellen in diese<br />

Dinge. Ich kannte einen deutschen Professor, der trug nie anders vor,<br />

als indem er sich im Profil hinstellte. Der wußte sehr gut, was das<br />

bedeutet, daß er sich nicht allein vor Damen, vor denen, er ja viel vorgetragen<br />

hat, sondern auch vor seinen Studenten im Profil hinstellte.<br />

Stellt man sich im Profil, so bedeutet das immer, daß im Zuschauer<br />

instinktiv das Gefühl hervorgerufen wird der intellektuellen Überlegenheit.<br />

Man kann einen Menschen nicht anschauen im Profil, ohne<br />

daß man das Gefühl seiner intellektuellen Überlegenheit oder Unterlegenheit<br />

hat. Im Leben kommt natürlich auch die Unterlegenheit<br />

vor. Für denjenigen, der unbefangen empfindet, kann überhaupt der<br />

Form nach angesehen niemals herauskommen, ob ein Mensch gescheit<br />

oder dumm ist, wenn man ihm ins Gesicht, en face, schaut. Da merkt<br />

man, ob er ein guter oder schlechter Mensch ist, ein mitfühlender<br />

Mensch oder ein Egoist; wenn man ihm ins Profil schaut, merkt man,<br />

ob er gescheit oder dumm ist. Und da derjenige, der sein Profil benutzt,<br />

natürlich immer glaubt, daß er gescheit ist, so wird er seine<br />

Gescheitheit ausdrücken wollen.<br />

Der Schauspieler muß noch einiges hinzufügen. Er muß etwas den<br />

Kopf nach rückwärts dabei bewegen, dann wird er aber immer, wenn<br />

er im vollen Profil dasteht, die Überlegenheit für seine Mitspieler ausdrücken,<br />

so daß der Zuschauer dies fühlt. Daher müssen Sie auf der<br />

Bühne, wenn Sie künstlerisch vorgehen wollen, sehen, daß derjenige,<br />

der eine Passage auszudrücken hat, in der das darinnen liegt, daß er

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