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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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dem Inhalt der Sache heraus, daß er kurz abgerissene Worte bildet,<br />

daß er die Worte kurz abgemessen gestaltet. Da liegt immer dann in<br />

der Erzählung etwas davon darinnen, daß man eigentlich die Geschichte<br />

in den anderen hineinbringen will, sonst erzählt man nicht so.<br />

Wenn der Dichter also jemanden so erzählen läßt, daß man sieht, es<br />

handelt sich ihm darum, in den anderen etwas hineinzubringen, dann<br />

wird man es kurz abgemessen zu sprechen haben und die entsprechende<br />

Wegschleuderung der Finger haben, also diese Gebärde, die<br />

ich angedeutet habe. Aber der Zuhörende, der wird nur dann entgegenkommen<br />

und wahr sein, wenn er ihm voll zuhört, wenn er<br />

innerlich in dieselbe Stimmung kommt wie einer, der nicht kurz abgemessene<br />

Worte spricht, sondern volle Worte spricht. Will der<br />

andere, daß etwas in mich hineingeht, so muß ich dastehen wie derjenige,<br />

der volle Worte spricht. Denn das, was er spricht, muß ich<br />

eigentlich voll empfinden. Da muß ich dann dieselbe Gebärde machen,<br />

die ich für das Sprechen der vollen Worte angegeben habe.<br />

Auf diese Weise bekommen Sie das notwendige Verhältnis zwischen<br />

Sprechendem und Zuhörendem heraus. Es darf nur nicht vergessen<br />

werden, daß man das, was ich jetzt sage, nie sehen darf, nie<br />

merken darf, wenn es auf der Bühne vorgeht, sondern daß das alles<br />

ins instinktiv künstlerische Empfinden hineingearbeitet sein muß. In<br />

dem Augenblick, wo es gemacht erscheint, ist es auch falsch. Denn<br />

alles in der Kunst ist falsch, wo nicht das Künstlerische selber als<br />

Stil vor dem Betrachtenden steht.<br />

Sehen Sie sich auf das hin den Unterschied an, der zwischen einer<br />

Rede besteht, die überzeugen will, wenn man sie im Drama findet,<br />

und einer Rede, die überreden will. Diesen Unterschied muß man ja<br />

machen. Es gibt die Möglichkeit, daß man überreden will. Das kann<br />

in gutem und bösem Sinne sein und in allen Nuancen dazwischen.<br />

Denken Sie nur einmal, wie klassisch großartig ist das zweite in<br />

dem berühmten Worte des Wallenstein: «Max, bleibe bei mir!»<br />

«Max, bleibe bei mir» = das ist ein Überredenwollen, nicht ein Überzeugenwollen,<br />

aus dem ganzen Kontext kann es Ihnen ersichtlich sein.<br />

Sie können sich unmöglich vorstellen, daß Wallenstein in diesem<br />

Momente vor Max Piccolomini steht und etwa sagt - die Hände rin-

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