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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Das ist wichtig; das muß man sich sagen. Und das zeigt sich im<br />

weiteren Verlauf der Goetheschen Entwickelung. Es zeigt sich. Denn<br />

sehen Sie, innerhalb der Sprachgestaltung als Künstler von größter<br />

Vollendung zu leben, dazu hat es Goethe in der «Iphigenie» und im<br />

«Tasso» gebracht, und darinnen sind auch diese Dramen unvergleichlich.<br />

Nun wußte Goethe ganz gut natürlich, daß die Sache weitergehen<br />

mußte. Für den «Faust» hat er auch allerlei Szenen gedichtet in Italien,<br />

sie sind aber nicht römisch geworden. Die «Hexenküche» zum<br />

Beispiel ist in Italien gedichtet. Ja, die ist sehr nordisch, die ist sehr<br />

gotisch im alten Sinne. Da war er auch genötigt, sich wiederum herauszureißen,<br />

so daß er alle italienische Umgebung vergessen hat und<br />

im Dichten ganz nordischer Mensch geworden ist. Das sieht man auch<br />

aus seinem Briefwechsel. Der «Faust»-Stoff machte das nicht möglich,<br />

was die «Iphigenie», was der «Tasso» möglich machte.<br />

Aber nun gehen wir weiter. Goethe hat dann «Die natürliche Tochter»<br />

begonnen. Da wollte er heraus ins Bühnenbild, heraus aus der<br />

bloßen Sprachgestaltung, herein ins Bühnenbild. Von der Trilogie ist<br />

der erste Teil da, Goethe brachte es nicht fertig. Alles, was er später<br />

angefangen hat, ist ja Torso, Fragment geblieben. Die großartige<br />

«Pandora» selber - man sieht etwas Ungeheures von einem Wurf-,<br />

es ist Fragment geblieben. Nur den «Faust» hat er vollendet; aber er<br />

hat ihn vollendet so, daß er eigentlich glücklich war nur in der Sprachgestaltung<br />

; das andere hat er aus der Tradition genommen. Das letzte<br />

grandiose Bild, er hat geradezu in der Tradition danach gesucht, er<br />

hat es aus der katholisierenden Tradition, aus der katholisierenden<br />

Imagination genommen. Er hat es nicht in sich selber gefunden.<br />

Und darin liegt natürlich eine ungeheure Ehrlichkeit bei Goethe,<br />

daß er nur diesen «Faust» - und den also ganz deutlich aus einem<br />

gewissen Unvermögen heraus - vollendet hat, und die anderen Dinge,<br />

bei denen es nicht so ging, weil er sie vom Fundament aus hätte umarbeiten<br />

müssen, eben liegen ließ. Ein unehrlicher Künstler hätte sie<br />

vollendet. Man kriegt natürlich manches fertig, wenn man nicht auf<br />

die Fundamente des Schaffens, auf die Archai des Schaffens einzugehen<br />

vermag. Dann kriegt man natürlich gar manches fertig.

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